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Kühlschränke im Krimi

 

st Ihnen schon mal aufgefallen, daß die Privatdetektivinnen in jedem neueren Krimi mindestens einmal feststellen müssen, daß ihr Kühlschrank entweder leer oder mit vergammeltem Zeug gefüllt ist? Als ob wir sonst nicht kapieren würden, daß es sich um total professionelle, abgebrühte Personen handelt, die für einfachen Hausfrauenkram keine Zeit haben? Oder auch: Welch seltsames Sammelsurium findet sich in manchem Tiefkühlfach, weil die Figur so auf den Fall konzentriert ist, daß alle anderen Dinge den Eindruck der Zerstreutheit erwecken.

Wenn Sie eine entsprechende Passage gefunden haben, dann schreiben Sie bitte an mail@kaliber38.de. Vielen Dank!

 

In der Küche öffnete sie den Kühlschrank und blickte frustriert hinein: eine einsame, abgestandene Flasche Diätcola, ein Glas Oliven und ein Ananasjoghurt, dessen Verfallsdatum vor einem Tag abgelaufen war. Sie lud sich die Sachen auf ein Tablett und setzte sich auf ihr Sofa im Wohnzimmer. Als Hauptgang Oliven an Salzlake und hinterher Ananas überreif, versuchte sie sich ihr frugales Mal schmackhaft zu machen. Zunehmen würde sie davon jedenfalls nicht.

Kühlschrank von Privatdetektivin Malina Maltzan in Anna Kalmans Dornröschenmord

 

Ich ging in die Küche und stöberte im Gefrierfach; ich war mir sicher, daß noch irgendwo eine Packung meiner geliebten Makkaroni mit Käse steckte.

Kühlschrank der Ermittlerin Sharon McCone aus: Dieser Sonntag hat's in sich von Marcia Muller

 

Ich machte den Kühlschrank auf und starrte auf die leeren Flächen.

Kühlschrank der Privatdetektivin Kinsey Millhone in: Gefährliche Briefe ( O wie Opfer) von Sue Grafton
(Zwei Fundstücke von Karen Klaedtke)

 

Ich öffnete den Kühlschrank, um zu sehen, was ich noch da hatte: ein altes Brot, ein halbleeres Glas Erdnußbutter und ein paar Becher Joghurt, die wahrscheinlich inzwischen mehr Kultur als ich hatten.

Kühlschrank von Cassandra Mansfield aus Mark Olshaker: Ein Schritt zu weit

 

Als er seine Wohnung betrat, merkte er sofort, daß sich seit dem Morgen etwas verändert hatte. Aufmerksam lauschend blieb er im Korridor stehen. (...) Er betrat die Küche. Wieder dachte er, daß es vielleicht nur Einbildung war.
   ERst als er den Kühlshrnak aufmachte, um die Margarine und ein Stück Käse herauszunehmen, merkte er, daß ihn sein Gefühlt nicht getrogen hatte.
   Er betrachtete die geöffnete Wurstpackung. Für Details hatte er ein nahezu fotografisches Gedächtnis. Er wußte, daß er sie in das dritte der vier Fächer gelegt hatte.
   Nun lag sie im zweiten Fach.
   Jemand hatte den Kühlschrank geöffnet, dabei könnte die Wurst herausgefallen sein; das war ihm selbst schon passiert. Dann hatte dieser Jemand die Packung wieder hineingelgt - aus Versehen ins falsche Fach.
   Er zweifelte nicht daran.
   Jemand war tagsüber in seiner Wohnung gewesen und hatte den Kühlschrank aufgemacht, un nach etwas zu suchen oder um etwas zu verstecken.
   Zuerst kam ihm das Ganze lächerlich vor.
   Dann schloß er die Kühlschranktür und verließ die Wohnung.
   Er hatte Angst.

Kurt Wallander in: Henning Mankell: Der Mann, der lächelte

 

  »Was für ein Auftrag?«
  »Egal«, sagte de Gier. »Zieh den Mantel aus, ich werde uns einen Tee machen. Oder ich kann eine Dose Krabbensuppe öffnen; sie steht seit einer Ewigkeit im Kühlschrank und wartet auf die richtige Gelegenheit. Wir können einen Tropfen Madeira hinzufügen und heißen Toast mit Butter und einen Salat essen. Und wir können die Geranien betrachten während wir essen. Die in der Mitte macht sich sehr gut. ich habe sie mit teuren Tropfen gedüngt, auf die sie reagiert.«

etwas später...

  Er schlief ein und erwachte zwei Stunden später. Esther war nicht mehr im Bett. Er hörte sie in der Küche. Sie rührte in einem Topf. Der Geruch erreichte ihn, ein guter Geruch, der seinen Magen reizte. Ein Schmorgericht. Sie mußte das Hack und das frische Gemüse gefunden haben. Er stand auf und steckte den Kopf in die kleine Küche. Sie kochte Reis.
  Sie aßen und hörten Schallplatten. De Gier fühlte sich glücklich, unglaublich und vollkommen glücklich. Er fühlte sich außerdem schuldig und öffnete eine Dose Sardinen für Oliver.

Der Kühlschrank von Rinus de Gier, Brigadier der Amsterdamer Kriminalpolizei. Ein Fundstück von Renate Pankoke.

 

  Betty hängte ihren Helm an die Garderobe und packte drei ihrer Bio-Müsli-Riegel, von denen sie sich scheinbar ausschließlich ernährte, in den Kühlschrank. »Sie haben nichts mehr zu essen.«
  »Weiß ich.«
  »Denken Sie bloß nicht, daß ich für Sie einkaufen gehe.«
  »Denke ich nicht«.
  »Sie sollten sowieso ein bißchen mehr auf Ihre Ernährung achten.»

Später:

  Im Treppenhaus fischte Gonzo die Tageszeitung und die Post aus dem Briefkasten. Oben im Loft steuerte Hassenkamp zielsicher den Kühlschrank an. Gonzo überflog die Revierseite in der Zeitung. Der Umweltminister war sich noch nicht ganz darüber klar, ob genug Ozon in der Luft war, um etwas dagegen zu tun. In Duisburg war ein Kleinkind in einem geparkten Wagen erstickt. In Bochum hatten sie eine Sonderkommission für die Suche nach dem Ruhrkiller gebildet und meinten, daß es eine ganz normale Mordserie sei, über die man sich nicht besonders aufregen müsse. Hassenkamp musterte enttäuscht den Inhalt des Kühlschrankes. »Du hast nichts mehr zu essen.«
  »Belastet bei der Hitze nur den Kreislauf«, sagte Gonzo. »Was willst du? Ich muß unter die Dusche.«

Und nochmal später:

  Gonzo wischte sich den Schweiß von der Stirn, dann packte er die Suzie aus der Tasche, deponierte sie auf dem Schneidetisch und steckte die Akkus ins Ladegerät.
  »Wollen Sie nicht danke sagen.«
  »Danke!«
Gonzo knackte eine der lauwarmen Coladose, ehe er die anderen in den Kühlschrank räumte. Zuletzt schob er Betty eine hin.
  »Ich will ein Glas!«
  Also holte er ein Glas aus dem Schrank.
  »Und Eis.«
  Er drückte ein paar Eiswürfel aus der Schale im Gefrierfach ins Glas und goß die Cola ein. »Strohhalm?«
  Sie schüttelte den Kopf und nahm das Glas. »Sie stecken in der Klemme.«

Der Kühlschrank von "Gonzo" Gonschorek, dem Videogeier aus dem Ruhrgebiet, in Rattensommer von Karr & Wehner.

 

Es regnete immer noch, als ich frühstückte. Der Dampf stieg in heißen Wolken aus der Tülle des Kessels und beschlug die kalte Fensterscheibe. Es war warm in der Küche, aber der Regen an der Scheibe ließ mich doch frösteln. Ich steckte mir das letzte Stück Marmeladentoast in den Mund und starrte auf die Krümel und die klebrigen Orangenflecken auf meinem Teller. Im Kühlschrank war eine halbe Pizza und ein Viertel starker Cheddar, eine Menüportion Salad Cream, die da schon viel zu lange war, ein paar Bier und eine Viertelflasche Weißwein. Es war nicht passend, und es war nicht genug. Mein Magen lechzte nach Eiern, Speck, Würstchen, Tomaten, vielleicht sogar nach Blutwurst mit brauner Soße. Gebraten, und dazu weiche Weißbrotviertel mit harter Körnerkruste, die man in dunkelgelbes Eidotter, in Schweinefett und Tomatensaft tunken konnte. Einkaufen. Im Regen. Mit klobigen Plastiktüten und nassen Füßen nach Hause gehen. Ich machte die Kühlschranktür zu und sah auf die Uhr. Elf. Vielleicht konnte ich in einem Café etwas Gebratenes kriegen und auf dem Heimweg ein bißchen einkaufen. Das Telefon klingelte, als ich zur Wohnungstür ging...
Kühlschrank von Georgina Powers, in :Lieber tot als vergessen von Denise Danks. Das Fundstück stammt von Renate Pankoke.

 

...Später. Ich hatte Hunger. In meinem Kühlschrank waren ein paar Eier, zwei Tomaten und eine halbe Melone. Unglücklicherweise hätten die Tomaten und die Melone mit dem Schimmel, der sie schmückte, genug Penizillin herstellen können, um ganz Plaque-City zu versorgen. Und ich konnte mich nicht erinnern, seit meinem siebenundzwanzigsten Geburtstag Eier gekauft zu haben. (Ich bin neunundzwanzig.) Hepplewhite miaute und rieb sich an meinem Bein. Sie begann ihre Litanei von "Ich hab' so'n Hunger" -Maunzen. Im Interesse der Selbsterhaltung kratzte ich alles zusammen, was ich noch an Geld hatte, und machte mich auf zum Lebensmittelladen...
Kühlschrank von Michele "Micky" Knight, in J.M. Redmann: Mississippi, auch ein Fundstück von Renate Pankoke.

 

Rikki stand am Fenster und versuchte verzweifelt, irgendwo da draußen einen winzigen Sonnenstrahl zu erspähen, doch außer einer grauen Regenwand bekam er nichts zu Gesicht. Er blickte hinunter zu Larissa, die auf der Matratze lag und schlief. Er schnappte sich Larissas ketchupverschmierte Jogginghose, zog sich eines von Moses Sweatshirts über und schlurfte in die vollgemüllte Küche. Die Kaffeemaschine mußte er erst unter einem Stapel Musik- und Tattoozeitschriften ausgraben, Kaffeefilter gab es auch keine, also schleppte er sich ins Klo, riß zwei Handvoll Umweltschutzpapier von der Rolle, ging zurück in die Küche und stopfte das Zeug in den Filter. Als er die letzten Bröckchen des klumpigen Kaffeepulvers in den Klopapierfilter schüttete, drang aus dem Wohnzimmer ein grauenerregendes Gähnen, und dann gleich noch eines, diesmal zwei Oktaven höher; Moses und das rothaarige Luxuspüppchen waren aufgewacht.
Rikki suchte eine halbwegs saubere Tasse, unterdrückte einen Kotzanfall, als er die Nase in eine im Kühlschrank stehende Milchpackung zu stecken wagte, und stolperte schließlich ins Wohnzimmer, wo er einen so grauenvollen Anblick bot, daß Moses und die Rothaarige für einen Augenblick ihre Diskussion unterbrachen...
Jürgen Benvenuti: Das Lachen der Hyäne

 

Einen nützlichen Hinweis, wie man die Funktionen eines Kühlschrankes sinnvoll erweitern kann, gibt Marin Keune in seinem Roman "Die Mertens-Puppe" (Stichwort: unterkühlte Literatur).

Er ging in die Küche und kramte die Lesebrille aus dem Tiefkühlfach. AaaahŠ.das zischte. Nach einem Tag voller diffizieller schriftstellerischer Arbeit (einem kritischen Vergleich der acht Sushi-Bars, die die Stadt zur Zeit zu bieten hatte) und dem folgenden Smalltalk mit der Exfreundin gab es einfach nichts Besseres, um einen klaren Kopf zu kriegen. Matthias hatte den Trick selbst erfunden und nach zwei Reklamationsfällen beim Trödler eine alte Hornbrille erstanden, die die harsche Abkühlung gutmütig mitmachte und noch nach zwanzig Minuten wohltuende Kühle auf die Schläfen abstrahlte.

Und was hatten wir hier? Hoppla, da war der "Erlkönig" von Michel Tournier doch tatsächlich mit in die Kühlkammer geraten. Matthias brach das tiefgefrorene Buch in der Mitte auseinander und blätterte dann vorsichtig zu der Stelle, die er gerade las.
Martin Keune: Die Mertens-Puppe

Auf der Internetseite www.mertens-puppe.de finden Sie neben weiteren Informationen zum Roman sogar ein Photo und Sound zu der oben zitierten Passage. Allerdings: Eine gefällige Auftau-Anleitung finden wir nicht - Ihr geliebtes Tagebuch sollten Sie also vorläufig nicht einfrieren.

Das Bad hatte mich etwas erfrischt, aber ich war immer noch ziemlich groggy. Ich brauchte Proteine und suchte nach ihnen im Kühlschrank. Seit einer Woche hatte ich nichts mehr eingekauft und fand deswegen nicht mehr viel Appetitanregendes. Dem Kühlschrank hätte eine Säuberungsaktion gutgetan, aber heute hatte ich wie immer wichtigeres vor.
Kühlschrank von V.I. Warshawski in: Sara Paretsky, Tödliche Therapie

Ich zog mir frische Jeans und ein T-Shirt an und schlenderte hinaus in die Küche. Was für ein trübseliger Anblick - Töpfe und Pfannen im Ausguß, Krümel und benutzte Alufolie auf dem Tisch, und auf dem Herd geschmolzener Käse, das Überbleibsel einer Pasta Primavera von neulich. Ich entschloß mich, abzuwaschen. Es gibt Tage, an denen man Unordnung einfach nicht erträgt.
Im Kühlschrank fand sich nichts Aufregendes. Die Uhr neben der Tür zeigte auf neun - zu spät, um, müde wie ich war, noch zum Essen auszugehen. Ich begnügte mich also mit einem Teller Erbsensuppe aus der Dose und etwas Toast. Nach einem weiteren Scotch ging ich schlafen.
Kühlschrank von V.I. Warshawski in: Sara Paretsky, Deadlock

Ich öffnete die Kühlschranktür und bilanzierte den mageren Inhalt.
Kühlschrank von V.I. Warshawski in: Sara Paretsky, Brandstifter

Ich ging nach Hause und fand zur Abwechslung absolut nichts Eßbares in meinem Kühlschrank.
Kühlschrank von Cassandra Mansfield in: Mark Olshaker, Ein Schritt zu weit

Ich ging in die Küche und machte den Kühlschrank auf. Das Innenlicht funktionierte nicht, und der Inhalt ahnelte Lenny Bruce' Beschreibung eines Nutten-Kühlschrankes: ein paar Zwiebeln und ein Milchkarton. Vielleicht war noch mehr drin, aber ich wollte meine Hand nicht hineinstecken. Ich machte die Tür zu, sah in ein paar leere Schränke und stand ratlos da.
Kühlschrank von Matthew Jacob in: Zachary Klein, Die Lebenden und die Toten.

 

Thomas Wörtche Neuerscheinungen Vorschau Krimi-Navigator Hörbücher Krimi-Auslese
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