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Private First Class Elvis Presley

Über Martin Schüllers Kriminalroman »King«

 

Martin Schüller: King Promi-Krimis sind eine heikle Angelegenheit. Die Gefahr besteht darin, in reinen Boulevard abzugleiten und Petitessen literarischen Rang einzuräumen, die in der Yellow-Press mehr als genug Raum haben. Mit Bravour aus der Affäre gezogen hat sich Martin Schüller mit seinem rundum überzeugenden Elvis Presley-Roman »King«. Der Roman funktioniert bei Schüller so gut, weil der King in dem Werk zwar allgegenwärtig ist, als handelnde Figur aber eher sparsam in Erscheinung tritt.

"Private First Class Elvis Presley" leistet 1959 seinen Wehrdienst in Bad Nauheim ab. Das Städtchen steht Kopf - und im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Jeden Tag versammeln sich die Fans vor dem Haus in der Goethestraße, das der King mit seiner Entourage bewohnt - Vater Vernon, die Großmutter, die Freunde Red West und Lamar Fike, die offiziell als Leibwächter dienen, sowie seine Sekretärin, das deutsche Fräulein Stefaniak. Die Fans verrenken sich die Hälse, um einen kurzen Blick, ein Autogramm, vielleicht ein paar Worte oder gar ein Küßchen ihres Idols abzufangen. Nicht auszudenken, wenn Elvis etwas passierte.

Um den Weltstar zu schützen, hat die CIA die geheime Sondereinheit »King« gegründet. Operativ geleitet wird die Schlapphut-Truppe von dem ehemaligen Autorennfahrer Pete Summers, der seinen Sport nach einem tragischen Unfall aufgab. Keiner der Geheimdienstler nimmt seinen Job allzu ernst, Summer sieht sich gar zum "Rock'n'Roll-Babysitter" degradiert. Doch das ändert sich, als Unbekannte mit einer Panzerfaust auf Elvis' BMW feuern, in dem sich gerade Vater Vernon mit einem Groupie vergnügte.

Die Agenten säubern den Ort des Anschlags und können den Attentatsversuch vor den deutschen Behörden verbergen. Doch dann meldet ein Mädchen, das wegen Elivs Presley aus dem fernen Niedersachsen nach Bad Nauheim gezogen war, ihre Freundin und Mitbewohnerin als vermisst. Kurz darauf wird die Leiche einer anderen jungen Frau in einem Wald gefunden - neben dem seltsam drapierten Leichnam liegt ein Holzkreuz. In beiden Fällen - der vermissten jungen Frau und der Leiche im Wald - führen die Spuren in Presleys Haus.

Während Agent Pete Summers undercover als neuer Chauffeur in den Presley-Clan eingeschleust wird, und von innen versucht, den King zu schützen, rückt die deutsche Polizei um den beharrlichen Kripo-Beamten Paul Grasshoff und seinen Kollegen, Oberinspektor Schorsch Kemper, von außen auf die umlagerte Villa in der Goethestraße, um in dem Vermissten- und dem Todesfall zu ermitteln. Dabei kommt es zu manch putziger Rangelei um Hoheitsrechte und die Frage, wer wo wann was zu sagen - und vor allem zu ermitteln - hat. Beide Teams stehen schließlich vor dem Problem, wen sie eigentlich vor wem beschüten müssen - Elvis oder seinen Vater Vernon? Vor Kommunisten, die im Rock'n'Roll nur eine Waffe des Imperialismus sehen? Vor Verrückten? Vor Colonel Parker gar, Elvis legendärem Manager?

Martin Schüllers »King« ist ein richtig runder Krimi - Figuren und Handlungsstränge sind sehr fein durchkomponiert. Agent Summers bekommt dadurch kräftige Konturen, dass Schüller ihm den "rookie" Julia Foster an die Seite stellt. Kommissar Grasshoff wäre eine weniger lebendige Figur, würde er sich nicht mit Oberinspektor Kemper reiben. Eine profunde Story und ein facettenreiches Zeitpanorama um Rock'n'Roll und Aufruhr, Jazz und Existentialismus, Capri- und Nietenhosen, Pagenschnitt und Pettycoats.

 

© j.c.schmidt, 2002

 

Martin Schüller: King. Kriminalroman. Originalausgabe. Köln: Emons Verlag, 2002, 352 S., 11.00 Euro (D)

 

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