legal stuff Impressum Datenschutz kaliber .38 - krimis im internet

 

Arthur Hailey

 

 

Arthur Hailey stammt aus Luton in der englischen Grafschaft Bedfordshire, wo er am 05. April 1920 geboren wird. Er wächst auf in einfachen Verhältnissen: Sein Vater verdingt sich als Arbeiter, die Mutter seit ihrem zehnten Lebensjahr als Dienstmädchen. Sie soll darauf bestanden haben, dass der Junge Schreibmaschine und Stenographie lernt, damit er später einen besseren Angestellten-Job bekommt und nicht am Fließband endet.

Der junge Arthur Hailey zeigt ein gutes Sprachverständnis: Schon früh schreibt er Gedichte, Stücke, Kurzgeschichten und ausschweifenden Briefe an die Luton News. Sein ungenügendes Verständnis für Mathematik beendet seine Schulzeit früh: Mit vierzehn Jahren muss Hailey seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Er versucht sich als Immobilienmakler, verliert aber bald seinen Job, weil er sich zu oft verrechnet. (1)

1939, beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, meldet sich Hailey bei der Royal Air Force und wird in Kanada und den USA zum Piloten ausgebildet. Neben seinen Einsätzen arbeitet er für mehrere Air Force-Magazine. Nach der Demobilisierung 1947 ist Hailey wieder in England. Er hat keinen Job und keine Ausbildung, die ihn für die Friedenszeiten zu einer besseren Position qualifiziert. Die Niederlage Churchills in den Nachkriegswahlen sollen dem erzkonservativen Mann einen Stich versetzt haben - Hailey entschließt sich, nach Kanada zu emigrieren. Er arbeitet in der Immobilienbranche und der Werbung und als Herausgeber der kleinen Tansport-Zeitschrift Bus and Truck Tansport. Ein paar Jahre später nimmt Hailey die kanadische Staatsbürgerschaft an, behält aber auch seinen britischen Pass.

Hailey schreibt seit Anfang der fünfziger Jahre Kurzgeschichten und TV-Drehbücher, die indes wenig Beachtung finden. Während eines langen Fluges von Toronto nach Vancouver knuspert er an einer Idee: Was, wenn die Cockpit-Crew durch eine Lebensmittelvergiftung flugunfähig würde? Könnte er, der ehemalige Air Force-Pilot, eine viermotorige DC-4 sicher zu Boden bringen? Kaum gelandet, nimmt Hailey den angedachten Faden auf und entwickelt daraus das Drehbuch »Flight into Danger«, das 1955 vom kanadischen Fernsehen produziert wird. Der Fernsehfilm läuft mit großem Erfolg und wird in mehrere Länder verkauft. (2) 1957 übernimmt die Paramount den Stoff für den grand ecran und produziert den Film »Zero Hour!« (dt. Titel: »714 antwortet nicht«). Hailey selbst schreibt in Ko-Produktion mit John Castle sein Drehbuch zu einem Roman um, der 1958 in England, im folgenden Jahr in den USA erscheint.

»Flight into Danger« ist in all seinen Produktionsformen ein großer Erfolg und erlaubt es Hailey bald, seinen bürgerlichen Beruf aufzugeben und sich ganz dem Schreiben zu widmen. 1959 folgt das Medizin-Drama »Letzte Diagnose« um einen Pathologen, der einen tödlichen Fehler begeht, 1962 der Roman »Auf höchster Ebene«. Während »Die letzte Diagnose« ebenfalls die Romanfassung eines Fernsehskripts ist, ist der Politthriller »Auf höchster Ebene« Haileys erstes Buch, dessen Stoff er nicht fürs Fernsehen entwickelt hatte. Der Roman ist kommerziell weniger erfolgreich als die vorher publizierten Titel, Hailey selbst aber benennt es später mehrfach als sein Lieblingsbuch.

Seinen ganz großen internationalen Durchbruch erzielt der Autor mit seinen beiden folgenden Romanen »Hotel« (1965) und »Airport« (1968), die in ungezählte Sprachen übertragen und ebenfalls für TV und Kinoleinwand adaptiert werden. Die beiden Romane und ihre Verfilmungen mit beachtlichem Staraufgebot gehören zu den großen Blockbustern der sechziger Jahre und machen den Autor weltweit bekannt. »Airport« wird zu einem der Vorläufer der Katastrophenfilme der Siebziger, mit denen die Kirch-gefütterten Privatkanäle ihr Publikum heute noch regelmäßig bedienen.

Hailey, mit gerade elf Romanen in mehr als vier Jahrzehnten aktiven Schriftstellerlebens, gilt nicht zu den Vielschreibern seiner Zunft (3). Jedem seiner Romane ging eine langjährige, minutiöse Recherche voraus. Er führte hunderte von Interviews und sprach mit Beteiligten auf allen Ebenen. "Wenn Buchkäufer Bücher kaufen, suchen sie Sex, Gewalt und harte Informationen", zitiert die Times Haileys Schriftstellerkollegen Anthony Burgess. "Das bekommen sie von Arthur Hailey, dessen Figuren Probleme des Hotelmanagements besprechen, während sie Ehebruch begehen und dann zusammengeschlagen werden.".

In der Tat sind Haileys Romane formelhaft und reproduzieren das gleiche Schema vor variablem Hintergrund: Schlichte Figuren mit schlichten Lebensproblemen, die in parallelen Plots entfaltet werden. Der extraordinäre Held mit entsprechenden Fähigkeiten ist Haileys Sache nicht. Auch ästhetisch will er sich möglichst nahe an der Wirklichkeit bewegen, was seine Kritiker immer als Mangel an literarischem Talent auslegten. Im Daily Telegraph fragte sich etwa Martha Gellhorn, ob Haileys Schmöker »The Evening News« in Isländisch oder Urdu lesbarer ist als in Englisch. Anders könne sie sich nicht erklären, dass der Brocken in gleich 34 Sprachen übersetzt wurde: "Das ist kein Buch, das man nicht aus der Hand legen kann; das ist ein Buch, das man kaum hochhalten kann." (4). Auch das Publikum sieht's mit gemischten Gefühlen: In den Kundenrezensionen bei Amazon findet sich der warnende Hinweis, Hailey wäre wohl für den "anspruchsfollen Leser" nicht zu empfehlen.

Nein, Prosa von Rang schrieb Hailey tatsächlich nicht. Auch ist es literaturhistorisch unsinnig, Hailey als den Erfinder der "faction" zu betiteln - Literatur mit quasi dokumentarischen Charakter wurde schon lange vorher verfasst. Tatsächlich ist Hailey jedoch einer der Ersten, die mit dokumentarischen oder journalistischen Romanen beim breiten Publikum landen und die Bestsellerlisten erstürmen konnte. Der Erfolgsautor selbst betrachtete seine Arbeit mit Bescheidenheit und sah sich, wie Dennis Barker im Guardian schrieb, schlicht als einen "lesbaren Geschichtenerzähler" (5). »Hotel« und »Airport« sprengten einige der bis dato erzielten Verkaufsrekorde, für »Wheels«, seinen Roman über die Auto-Industrie in Detroit, der 1971 erschien, erhielt Hailey als einer der ersten Autoren überhaupt einen siebenstelligen Vorschuss.

Mitte der 60er Jahre zog Arthur Hailey mit seiner Familie nach Los Angeles, vier Jahre später flüchtete er vor den Einkommenssteuergesetzen auf die Bahamas und gab sein Geld lieber für teure Autos und Yachten aus. Nach einer vierfachen By-Pass-Operation 1979 zog Hailey sich in den Altersruhestand zurück. Die Schreibmaschine packte der Autor freilich bald wieder aus, arbeitete aber erheblich weniger. Seine letzten Romane jedoch konnten bei weitem nicht mehr an den Erfolg der ersten Bücher heranreichen.

Hailey hatte sechs Kinder aus zwei Ehen. Er starb in der Nacht zum 25. November 2004 auf New Providence Island, Bahamas.

 

Bibliographie
Flight into Danger
(mit John Castle)
[London: Souvenir Press, 1958]
[Garden City, N.Y.: Doubleday, 1959 unter dem Titel »Runway Zero-Eight«]
1958 Flug in Gefahr
(mit John Castle)
[München: Heyne, 1992]
[Gütersloh: Prisma-Verlag, 1979]
[Frankfurt/M. u.a.: Ullstein, 1973]
[München: List, 1967]
[Stuttgart: Engelhornverlag, 1959]
The Final Diagnosis
[Garden City, N.Y.: Doubleday, 1959]
[London: Michael Joseph, 1960]
1959 Letzte Diagnose
[Wien: Tosa, 1996]
[Klagenfurt: Kaiser, 1983]
[Berlin u.a.: Ullstein, 1960]
Close-Up on Writing for Television
[Garden City, N.Y.: Doubleday, 1960]
1960
In High Places
[Garden City, N.Y.: Doubleday, 1962]
[London: Michael Joseph, 1962]
1962 Auf höchster Ebene
[Berlin u.a.: Ullstein, 1971]
Hotel
[Garden City, N.Y.: Doubleday, 1965]
[London: Michael Joseph, 1965]
1965 Hotel
[Wien: Tosa, 1996]
[Klagenfurt: Buch und Welt, 1983]
[Berlin u.a.: Ullstein, 1966]
Airport
[Garden City, N.Y.: Doubleday, 1968]
[London: Michael Joseph, 1968]
1968 Airport
[München: Pavillon-Verlag, 2003]
[München: Heyne, 1989]
[Klagenfurt: Buch und Welt, 1981]
[Berlin u.a.: Ullstein, 1968]
Wheels
[Garden City, N.Y.: Doubleday, 1971]
[London: Michael Joseph, 1971]
1971 Räder
[Klagenfurt: Kaiser, 1984]
[Berlin u.a.: Ullstein, 1972]
The Moneychangers
[Garden City, N.Y.: Doubleday, 1975]
[London: Michael Joseph, 1975]
1975 Die Bankiers
[Klagenfurt: Buch und Welt, 1983]
[Frankfurt/M.: Ullstein, 1975]
Overload
[Garden City, N.Y.: Doubleday, 1979]
[London: Michael Joseph, 1979]
1979 Hochspannung
[Frankfurt/M. u.a.: Ullstein, 1979]
Strong Medicine
[Garden City, N.Y.: Doubleday, 1984]
[London: Michael Joseph, 1984]
1984 Bittere Medizin
[Klagenfurt: Kaiser, 1994]
[Berlin u.a.: Ullstein, 1984]
The Evening News
[Garden City, N.Y.: Doubleday, 1990]
[London: Doubleday, 1990]
1990 Reporter
[München: Blanvalet, 2005]
[München: Goldmann, 1992]
[München: Bertelsmann, 1990]
Detective
[New York: Crown Publishers, 1997]
[London: Doubleday, 1997]
1997 Der Ermittler
[München: Blanvalet, 2000]
[München: Bertelsmann, 1997]

 

© j.c.schmidt, 2005 - 2008

 

(1) Meist wird berichtet, Hailey habe aufgrund der finanziellen Misere in der Familie die Schule früh verlassen. Das ist bedingt richtig: Die Eltern hätten durchaus öffentliche Beihilfen beantragen können, doch waren Haileys Leistungen für ein Stipendium nicht ausreichend. Vgl. etwa http://www.timesonline.co.uk/article/0,,60-1376237,00.html
[zurück]

(2) Der junge Schauspieler, der in der kanadischen Produktion die Passagiermaschine im sturmgebeutelten Vancouver zu Boden bringt, ist James Doohan, der einige Jahre später als Scottie in Star Trek die Lizenz zum Beamen erwirbt.
[zurück]

(3) Uwe Wittstock schrieb in seinem Nachruf in der »Welt« vom 27.11.2004, Arthur Hailey soll "170 Romane geschrieben haben". Tja, nu.
http://www.welt.de/data/2004/11/27/366105.html?search=arthur+hailey&searchHILI=1.
[zurück]

(4) Martha Gellhorn 1990 im Daily Telegraph, zitiert nach
http://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?&xml=/news/2004/11/27/db2701.xml
[zurück]

(5) Dennis Barker: Arthur Hailey . Author of blockbuster novels with the ring of authenticity. The Guardian, 27.11.2004, online unter
http://www.guardian.co.uk/obituaries/story/0,3604,1360738,00.html
[zurück]

 

Thomas Wörtche Neuerscheinungen Vorschau Krimi-Navigator Hörbücher Krimi-Auslese
Features Preisträger Autoren-Infos Asservatenkammer Forum Registrieren Links & Adressen