legal stuff Impressum Datenschutz kaliber .38 - krimis im internet

 

Thomas Wörtche: Ein Interview mit Walter Mosley

 

Thomas Wörtche traf Walter Mosley 1992 in Gijón, Spanien.

 

Walter Mosley Thomas Wörtche: Mr. Mosley, wir wissen viel hier noch zu wenig über Ihren background. Erzählen Sie mir bitte ein bißchen über sich.

Walter Mosley: Geboren bin ich in Los Angeles. Bis 18 habe ich da auch gelebt. Dann bin ich erstmal an die Ostküste gezogen, aber immer wieder zwischen Osten und Westen hin und hergetrampt. Zwischendrin rumgehangen. Die Sorte von Leben eben. Dann bin ich Programmierer geworden. In dem Job habe ich lange gearbeitet, aber ich hab´s nie gemocht. Ich wollte was anderes machen. Aber was anderes konnte ich nicht. Also habe ich Wein geerntet und Pampelmusen gepflückt und ´ne ganze Menge anderes Zeug getrieben. Und schließlich, vor sieben Jahren, habe ich angefangen zu schreiben.

Thomas Wörtche: Was zu schreiben?

Walter Mosley: Zunächst mal einfach Sätze.

Thomas Wörtche: So ganz absichtlos, für Sie, vor sich hin?

Walter Mosley: Ja, ganz für mich alleine. Dann habe ich Skizzen geschrieben, kleine Geschichten über Leute, von denen ich als Kind gehört hatte, die mich beeindruckt haben. Ganz normale schwarze Leute aus dem Süden, aus Los Angeles, aus New York. Daraus sind dann Short Stories entstanden und daraus wiederum die Romane.

Thomas Wörtche: Sie haben Ihre Romanfiguren aus diesen Kurzgeschichten entwickelt?

Walter Mosley: Ja, alle Figuren aus den Stories tauchen in den Romanen wieder auf.

Thomas Wörtche: Das heißt, Ihre Romane entstehen nicht aus dem Plot oder einer Idee, sondern Sie bauen sie von den Figuren her auf?

Walter Mosley: Ja, das ist meine Methode und mein Grund, zu schreiben. Ich will Geschichten über Leute erzählen.

Teufel in Blau Thomas Wörtche: Sie wollen auch in neun Bänden die Geschichte von Los Angeles, genauer von Watts, erzählen. Aus Ihrer Sicht, aus der schwarzen Sicht?

Walter Mosley: Ja. Los Angeles, Watts und die Schwarzen, ab dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Los Angeles ist in gewisser Weise um die Schwarzen herumgebaut, also um Watts.

Thomas Wörtche: Und um das schreiben zu können, müssen Sie in New York leben?

Walter Mosley: Ich leb´ halt in New York. Mit dem Schreiben angefangen hab ich in L.A. Naja, es macht eigentlich keinen Unterschied fürs Schreiben. Ich lebe einfach gern in New York. Ich mag New York.

Thomas Wörtche: Es ist ja seltsam, daß noch niemand in den Staaten so programmatisch auf die Idee gekommen ist, die Chronik einer Stadt in Form von Crime Fiction zu schreiben...

Walter Mosley: Hmmm, stimmt, ist eigentlich merkwürdig.

Thomas Wörtche: Gut, man könnte natürlich sagen, daß auch Raymond Chandler ein Chronist von L.A. war ein blütenweißer natürlich....

Walter Mosley: Naja, das ist ja keine "Chronik" von Los Angeles. Er hat mehr den "Bauch der Stadt" im Auge gehabt. Er hatte durchaus ein feeling für L.A., aber eher ein romantisches. Ich mag Raymond Chandler, aber er hatte sicher nicht das Gleiche vor wie ich.

Thomas Wörtche: Wenn Sie sich in Ihrem Zeitrahmen, vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute, die Entwicklung der Stadt anschauen und die Entwicklung Ihrer Hauptfigur, Easy Rawlins, wie würden Sie die großen Entwicklungslinien beschreiben?

Walter Mosley: Bleiben wir mal bei Easy. Das ist ein sehr, sehr intelligenter Mann, optimistisch, mit "besten" Voraussetzungen. Aber sein Leben wird dadurch kaputtgemacht und pervertiert, daß er andauernd unter Druck steht. Nicht nur wegen seiner Hautfarbe, sondern auch wegen seiner eigenen Psyche. Die definiert ja genauso, wer er ist und was er ist. Gleichzeitig entwickelt sich Los Angeles weiter, gleichzeitig entwickeln sich die USA weiter. Alles wird sehr kompliziert und vielschichtig, und es passiert alles mögliche es gab das Black Nationalist Movement, die Ermordung von Führungspersönlichkeiten ist zu einem veritablen Mittel der Politik geworden, es gab den VietnamKrieg, die HippieBewegung alles wurde und wird immer noch unübersichtlicher. Damit wächst auch der Druck auf Individuen immer mehr.

Thomas Wörtche: Kann man die Situation der Schwarzen in Los Angeles, auch was deren historische Veränderung ausmacht, für die gesamten USA generalisieren? Ist L.A. prototypisch?

Walter Mosley: Definitiv ja!

Thomas Wörtche: Eher als zum Beispiel Harlem?

Roter Tod Walter Mosley: Harlem ist immer noch eminent wichtig als Mythos. Aber in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ist immer L.A. der Vorreiter für alle gesellschaftlichen Entwicklungen gewesen. Süd-Kalifornien entwickelt sich immer rasant. Es schafft Fakten. Das gilt natürlich auch für die Rassenfrage. In Kalifornien können nur alle Jobs für Schwarze offen sein. Sie müssen arbeiten können entsprechend ihrem Anteil an der Gesellschaft.

Thomas Wörtche: Verglichen mit dem Süden?

Walter Mosley: Im Süden war immer alles "wohl geordnet". Im Osten im Grunde auch, sogar heute noch. Sehen Sie, die Elektriker-Gewerkschaft in New York zum Beispiel ist zu 99% weiß. Die Mitglieder sind Iren oder Italiener. Schon deren Väter waren Mitglieder und die Großväter und das ist so geblieben. Macht ja auch Sinn. In Los Angeles würde das einfach nicht funktionieren. Da ist man weiter.

Thomas Wörtche: Bleiben auch die anderen Figuren außer Easy Rawlins den ganzen Roman-Zyklus über dabei?

Walter Mosley: Tja, ja, ich bin eigentlich ganz glücklich mit ihnen. Kann natürlich sein, daß die eine oder andere dann doch mal stirbt.

Thomas Wörtche: Nochmal zu Ihrer Form. Warum legen Sie diesen Zyklus als Kriminalromane an?

Walter Mosley: Weil ich Kriminalromane mag. Und weil ich damit das größte Publikum kriege. Und weil ich damit direkt ans Publikum herankomme. Das meine ich noch nicht mal unbedingt kommerziell, obwohl schon auch, ein bißchen, natürlich. Aber im Ernst: Das ist fast zwangsläufig. Man kann nicht einfach anfangen professionell zu schreiben, indem man sagt: so, jetzt fang´ ich an damit. Naja, hm, natürlich könnte man, und viele Leute machen´s auch so. Leider. Aber ernsthaftes Schreiben braucht einen Haken, durch den es mit dem Publikum verbunden ist. Und Crime Fiction ist der perfekte Haken.

Thomas Wörtche: Kriminalliteratur hat keine schwarze Tradition. Chester Himes, Ernest Tidyman, Donald Goines, Gar Anthony Haywood, Iceberg Slim. In England Mike Philips... Jetzt Walter Mosley. Mehr ist nicht, oder?

Walter Mosley: Noch zwei oder drei Frauen, die jetzt gerade anfangen. Nee, mehr ist wirklich nicht.

Thomas Wörtche: Und warum ist das so?

Der weiße Schmetterling Walter Mosley: Bis Schwarze endlich eine entsprechende Bildung haben, sind sie am eigenen Leib genug mit sozialen und politischen Konflikten konfrontiert gewesen. Sehr direkt sogar. Es gibt eine ganze Reihe ausgezeichneter schwarzer Schriftsteller, die aber sehr literarische Romane schreiben. Das heißt, in der Regel nichts, was ebenso direkt mit solchen Konflikten, also mit schwarzen Themen und schwarzen Menschen zu tun hat. Aus dem Genre, das mit Gewalt umgeht, haben sie sich traditionell rausgehalten. Was übrigens bei den Lesern und vor allem erstmal bei Verlegern und Kritikern zu höchst lächerlichen Verhaltensmustern führt: Huch, ein Schwarzer, der Mysteries schreibt? Was soll das denn jetzt?

Thomas Wörtche: Heißt das auch, daß es keine schwarze Leserschaft gibt?

Walter Mosley: Es gibt eine, potentiell. Man hat nur blöderweise lange behauptet, es gäbe sie nicht, und hat eben auch keine schwarze Leserschaft gepflegt. Das Verlagswesen ist natürlich durch und durch weiß. Wenn man da denkt, es gibt keine schwarzen Leser, dann produziert man die klassische selffullfilling prophecy.

Thomas Wörtche: Gibt es überhaupt bedeutendere schwarze Verlage in den USA?

Walter Mosley: Schon, ja. Aber keine großen und mächtigen. Und vor allem sind sie nicht an die Vertriebswege angeschlossen. Gegen Giganten wie Simon & Schuster, Random House oder meinen Verlag, Morrow, haben sie ökonomisch keine Chance.

Thomas Wörtche: Das Bedürfnis von Schwarzen, sich eigenen Strukturen zu schaffen, wie es im Musik-Business funktioniert hat, gab es bisher nicht?

Walter Mosley: Selbst da gab´s das ja nicht vor den 60ern und es ist in diesem Geschäft eine ganz neue Entwicklung, daß Schwarze da dominierende Positionen haben. Obwohl sie das ganze Jahrhundert lang schon künstlerisch und kreativ führend waren und immer noch sind. Wirkliche Kontrolle über das Geschäft haben sie höchstens in den letzten 10, 15 Jahren erobert. Insofern kann es noch gar keine schwarze Tradition in der Crime Fiction geben.

Thomas Wörtche: War Chester Himes für Sie persönlich wichtig?

Walter Mosley: Oh ja, ich bewundere Chester Himes. Er ist wunderbar. Ich kannte ihn leider nicht, bevor ich selbst ernsthaft angefangen habe zu schreiben. Er hat mit soviel power geschrieben und vor allem mit so viel Wut. Das bewundere ich. Das sind genau die Bestandteile der Welt, aus der ich komme. Ich komme aus einer Welt, in der ich Opfer des Rassismus war und bin. Und Rassismus lauert immer hinter der nächsten Ecke, genauso wie Antisemitismus für die Juden in Deutschland. Gut, zur Zeit habe ich genug Spielräume, um mich zu bewegen. Mehr, als Chester Himes je hatte. Das können Sie auch an meinen Romanen sehen. Da steckt mehr Hoffnung drin. Das heißt nicht, daß sie optimistisch und hoffnungsfroh wären. Aber Hoffnung kommt zumindest vor in meinen Büchern.

Black Betty Thomas Wörtche: Sie waren jetzt gerade viel in Europa unterwegs. Hat man Sie hier im Vergleich zu den USA als schwarzen Schriftsteller anders behandelt?

Walter Mosley: Grundsätzlich werden Schriftsteller in Europa sowieso besser behandelt. Das hat ganz einfach mit dem miesen Bildungsniveau der meisten US-Amerikaner zu tun. Mir als Schriftsteller macht das trotzdem gemischte Gefühle. Ich weiß nämlich nicht immer, was die Leute in Europa an mir genau interessiert. Fragen tun sie mich immer wieder nach meiner Eigenschaft als schwarzer Schriftsteller. Und da fühle ich mich natürlich ein bißchen isoliert, als "der Schwarze" - "erzähl' uns mal was als Schwarzer". Und eben nicht: "Was halten Sie ganz allgemein vom Zustand der Gegenwartsliteratur?", zum Beispiel. Bei Interviews in den USA dagegen ist mir schon passiert, daß es hieß: "Erzählen Sie mir nichts als Schwarzer, erzählen Sie mir was als Romancier. Wenn ich einen schwarzen Standpunkt will, hol' ich mir jemand aus Afrika!" Rassismus kann sich so oder so ausdrücken. Er steckt überall drin. Ich will niemand verurteilen, aber das blöde Gefühl werd' ich auch nicht los. Selbst in England nicht, obwohl ich mit meinem Verleger und mit englischen Kollegen die "Philosophie" des Kriminalromans diskutiert habe und durchaus als Schriftsteller ernst genommen worden bin. Ich bin dieses bestimmte Unbehagen nicht losgeworden. Man kann dem auch nicht entkommen. Das ist einfach so, und deswegen bin ich auch nicht besonders wütend darüber. Man muß damit leben.

Thomas Wörtche: Das und das Schreiben von Kriminalliteratur verknüpfend wenn es denn Sinn macht, sie als "subversive" Literatur zu begreifen, dann doch wohl da, wo ihre Perspektive von den "Rändern" her auf die jeweiligen Gesellschaften gerichtet ist. Und dann ist es sehr wichtig, sich klarzumachen, von welchem "Rand" aus der Autor oder die Autorin schaut. Das gilt für alle gefährdeten "Minderheiten"Perspektiven.....

Walter Mosley: Tja, stimmt ! Wenn Sie da hinwollten da komm ich mit. Natürlich gibt es ein berechtigtes Interesse, zu erfahren, woher jemand kommt. Das bringt mich übrigens wieder auf einen Unterschied: Man trifft in Europa viel mehr völlig verschiedene Leute. Weiße, Schwarze, Katholiken...

Thomas Wörtche: Einen englischen Katholiken hätte ich genau danach gefragt, nach seiner besonderen Sicht der Dinge... Könnte man sagen, Kriminalliteratur, die einen mainstream-point-of-view hat, ist vermutlich nicht besonders gut?

Walter Mosley: Ja, das glaube ich auch, absolut richtig.

Thomas Wörtche: Aber Sie würden nicht sagen, daß Kriminalliteratur die einzig wichtige Literatur ist?

Walter Mosley: Die einzig wichtige - nee, das würde ich nie behaupten. Schon sehr, sehr wichtig. Aber zu behaupten, sie sei die wichtigste Literatur, hieße auch, sich selbst allzu wichtig zu nehmen. Das Schöne an den meisten Kriminalschriftstellern ist doch gerade, daß sie sich selbst nicht sooo wichtig nehmen. Wenn man natürlich rumtönt, daß man die einzig wichtige Literatur repräsentiere, dann erzeugt das auch einen gewissen Chauvinismus und Rassismus. Damit will ich nichts zu tun haben. Das gilt noch viel mehr für die "seriösen" Kollegen. Trotzdem ist Crime Fiction sehr wichtig in einer Welt, die von Verbrechen und Gewalt bestimmt wird. Und von der Faszination daran.

Thomas Wörtche: Aber die Zeiten der formula fiction sind doch vorbei?

Walter Mosley: Schon lange. Alle Arten von formula fiction sind langweilig und dämlich. Wirkliche Kunst sind sowieso immer nur kleine Teile der Literatur. Und deswegen muß man immer wieder neue Formen entwickeln, die Dinge von anderen Standpunkten aus ansehen, neue Ideen haben, sich neue Begriffe von der Welt machen, sogar neue Sprachen erfinden - auf jeden Fall neue Aspekte reinbringen.

Mississippi Blues Thomas Wörtche: Zur Zeit arbeiten Sie an einem Buch über den Bluessänger und gitarristen Robert Johnson...

Walter Mosley: Ja, das ist ein Roman über einen fiktiven Bluessänger, der alt ist und im Sterben liegt. In New York, in den späten 80ern. Ein schwarzer Bluessänger, der früher mit Robert Johnson gespielt hat. Er hat Visionen, teils realistische, teils sexuelle, von Robert Johnson's Größe. Er liebt Robert Johnson, weil Robert Johnson im Süden geblieben ist und dort bis zu seinem Tod Blues gespielt hat. Damals hat Bluesspielen eine ganz andere Bedeutung gehabt. Das war etwas fast unübersetzbar anderes, das dieser alte Mann den Leuten in New York nie vermitteln konnte. Jetzt wartet er auf den Tod, umgeben von Leuten aus dem Süden, alten und jungen, und versucht noch einmal, sich selbst zu finden. Das ist kein Kriminalroman. Es ist ein Roman über Schwarze und ein Roman über den Blues. Und der Blues ist ein sehr wichtiger Bestandteil dieser Welt. Ein Grund, warum der Blues soviel Angst machen kann, ist nämlich, daß er uns eine universale Geschichte erzählt.

Thomas Wörtche: War für Schwarze der Blues nicht auch die Möglichkeit, die einzige vielleicht, Gewalt, Erfahrungen mit Gewalt, in künstlerischer Form zu artikulieren?

Walter Mosley: Genau. Denn gerade der Blues hat einen ganz spezifischen Sinn für Traurigkeit und einen Sinn für Depression, Armut und Schmerz. Blues artikuliert aber auch das Bedürfnis nach Liebe und das Bedürfnis, das Leben zu feiern. Und das alles so genau, so fein ausgeprägt, so präzise in Musik umgesetzt, daß er vielen Leuten Angst macht. Er setzt Existenzielles in Musik um und drückt es aus. Und ein großer Teil der Existenz und des Blues hat mit Gewalt zu tun. Das gilt gerade für Robert Johnson. Er singt von Gewalt gegen Frauen, vom Abkratzen am Straßenrand, davon, daß man seine Seele dem Teufel verkauft, weil man anders nicht überlebt. Er erzählt eine ganze Menge von Wut und Gewalt aber auch von anderen Emotionen. Und alle diese Emotionen gehen die ganze Welt etwas an.

Thomas Wörtche: Ist Blues eigentlich immer noch der Unterboden der amerikanischen populären Musik?

Walter Mosley: Schwer zu sagen. Die legitimen Erben von Bach, Mozart und Beethoven sind die Jazzmusiker. Louis Armstrong, Duke Ellington, Fats Waller, Bird, Miles Davis, John Coltrane. Und der Jazz kommt ganz sicher vom Blues. Aber eben nicht nur. Deswegen kann man den Blues höchstens als UnterUnterboden bezeichnen. Der wirkliche Unterboden ist eher der Jazz.

Thomas Wörtche: Welche Rolle spielt Jazz in den USA tatsächlich noch?

Walter Mosley: Naja, richtig populär ist natürlich Rap...

Thomas Wörtche: Und wer weiß noch, wer Charlie Parker war?

Walter Mosley: Wenige, ganz wenige. Genauso wenige, wie über andere Blues und Jazzgrößen Bescheid wissen. Jazz ist nicht wirklich beliebt in Amerika, war er auch nie. Wie überhaupt schwarze Musik. Man hat die Schwarzen intellektuell nie ernst genommen. Im Sport und in der Musik hat man sie als Entertainer betrachtet, aber nie als Genies. In Europa wird Jazz viel ernster genommen. In den USA ist selbst Rap wesentlich populärer in der weißen Version von "Vanilla Ice".

Thomas Wörtche: Was hat Musik mit Ihrem Schreiben zu tun?

Walter Mosley: Eine ganze Menge. Ich kann mein Schreiben, wie ich Sprache verwende, rein musikalisch betrachten. Ich versuche Rhythmen in die Prosa zu bringen, ich charakterisiere Figuren durch Sprachmelodien. Mein letztes Buch, White Butterfly, handelt in weiten Teilen von der Beziehung von Blues und Jazz zu L.A. als Bewegung. Der Jazz bewegt sich weg, nach New York, nach Paris. Der Blues bleibt, Lightnin' Hopkins, Sonny Terry, Brownie McGhee, B.B. King, Leadbelly bleiben da, sie bewegen sich durch die Stadt.

Thomas Wörtche: Hoffentlich merkt das Ihr Übersetzer....

Walter Mosley: Da habe ich meine Bedenken. Das ist nämlich ziemlich subtil gemacht, das springt einen nicht gerade an. Eigentlich muß man mich lesen hören. Da kommt das rüber.

Thomas Wörtche: Dann hoffe ich, daß wir Sie bald in Deutschland zu hören kriegen!

Walter Mosley: Der Tag wird kommen...

 

© by Thomas Wörtche

 

Weitere Informationen zu Walter Mosley finden Sie in unseren Autoren-Infos.

 

Thomas Wörtche Neuerscheinungen Vorschau Krimi-Navigator Hörbücher Krimi-Auslese
Features Preisträger Autoren-Infos Asservatenkammer Forum Registrieren Links & Adressen