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Kenneth J. Harvey: Die Stadt, die das Atmen vergaß Info des Blessing Verlags: Bareneed mit seinen alten Fischerkaten ist genau so, wie Joseph Blackwood es sich vorgestellt hat: wunderbar pittoresk und voller Atmosphäre. Drei Sommerwochen wird er mit der achtjährigen Robin in dieser Abgeschiedenheit am Meer verbringen und zum ersten Mal seit der Trennung von seiner Frau wieder Zeit für seine Tochter haben. Doch schon am ersten Urlaubstag wird Joseph mit den unerklärlichen Geschehnissen konfrontiert, die die Bewohner von Bareneed in Angst und Schrecken versetzen. Aus den Tiefen des Meeres tauchen Kreaturen auf, die keiner je zuvor zu Gesicht bekommen hat. Und täglich spült die Flut mehr und mehr Leichen von Menschen an Land, die auf See verschollen sind - manche vor wenigen, manche jedoch schon vor Hunderten von Jahren. Joseph fragt sich, ob es nicht besser wäre, mit Robin unverzüglich nach Hause zu fahren. Doch statt seinem Instinkt zu folgen, bleibt er - bis es zu spät ist. Der Ort ist vom Militär abgesperrt worden, da in Bareneed eine Seuche ausgebrochen ist. Die Erkrankten werden zuerst schwermütig, dann wahnhaft gewalttätig, und schließlich ersticken sie qualvoll. Auch Joseph erkrankt. Während der Irrsinn langsam Besitz von ihm ergreift, wird seine Tochter von ihrer neuen Freundin Jessica in eine andere Welt gezogen. Eines Nachts lockt das geheimnisvolle Mädchen sie aus dem Bett, hin zu den steilen Klippen. In DIE STADT, DIE DAS ATMEN VERGASS spielt Kenneth J. Harvey mit den Elementen einer klassischen Gruselgeschichte - schaurig atemberaubend und zugleich bezaubernd schön. Kenneth J. Harvey: Die Stadt, die das Atmen vergaß. (The Town That Forgot How To Breathe, 2003). Roman. Aus dem kanadischen Englisch von Marlies Ruß. Deutsche Erstausgabe. Gebunden mit Schutzumschlag, 569 S., 21.95 Euro (D).
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Joseph Kanon: Stadt ohne Gedächtnis Info des Blessing Verlags: Als Adam endlich die Entlassungspapiere der US Army in Händen hält, ergeht es ihm nicht anders als den meisten Überlebenden des Zweiten Weltkrieges, die - als sich der Rauch über den Trümmern verzogen hat - ungläubig aus einem Albtraum erwachen. Kaum in Venedig angekommen, stellt er fest, dass der strahlende Marmor und die goldenen Kuppeln nicht nur verzaubern, sondern auch blenden können. In der Stadt an der Lagune stürzt er sich mit Claudia Grassini, einer bei der Accademia angestellten Jüdin, in eine leidenschaftliche Affäre. Doch Claudia fällt es schwer, daraus eine ernsthafte Beziehung wachsen zu lassen. Je mehr Adam über ihre Vergangenheit erfährt, desto mehr versteht er, warum. Und plötzlich tritt ein Dämon dieser Vergangenheit wieder in Erscheinung: Dr. Gianni Maglione, der Arzt, der Claudias todkranken Vater - mit einem beiläufigen Kopfnicken - an ein SS-Kommando verraten haben soll. Ein ungeheurer Verdacht, an dem zunächst auch Adam zweifelt. Doch warum verliert Claudia kurz nach dem Eklat erst ihre Stelle und dann ihre Wohnung? Wozu ist der angesehene Venezianer mit dem durchdringenden Blick wirklich fähig? Zu einer Zeit, da man wieder einmal dabei ist, den Globus in Gut und Böse einzuteilen, kommt kaum ein Roman so passend wie Joseph Kanons viertes Werk über einen historischen Wendepunkt. Subtil, aber auch aufrüttelnd nüchtern stellt er Fragen nach persönlicher Schuld und gesellschaftlicher Verantwortung - in Zeiten, in denen das Grauen die Konturen zwischen Schwarz und Weiß verwischt. Mal romantisch - doch frei von Gondoliere-Kitsch - mal bedrohlich in bester Hitchcock-Manier skizziert Kanon Venedig als Kulisse für diese mitreißende Mischung aus Thriller, Liebesdrama und Zeitgeschichte. Joseph Kanon: Stadt ohne Gedächtnis. (Alibi, 2005). Roman. Aus dem Amerikanischen von Rudolf Hermstein. Deutsche Erstausgabe. Gebunden mit Schutzumschlag, 510 S., 21.95 Euro (D).
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