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Präzise zeittypisch und dennoch zeitlos präzise

Ein Vortrag von Thomas Wörtche über Georges Simenon

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
vielleicht ist es sogar ein wenig riskant, Menschen, die wie Sie liebenswerterweise zu einer Veranstaltung kommen, die Georges Simenons 100. Geburtstag ehrt, überhaupt etwas über Georges Simenon erzählen zu wollen. Denn wer Simenon liest, liest nicht nur einen oder zwei, sondern erfahrungsgemäß so ziemlich alles, was er oder sie in die Hände bekommt. Oder nur einen oder zwei und dann nie wieder einen. Ich weiss das, denn so bin auch ich Simenon-süchtig geworden. Denn als ich als eher junger Mensch irgendwann mal einen oder zwei mit oder ohne Maigret gelesen habe, habe ich damals mit der Schulter gezuckt und gesagt: Na und? Ganz nett, aber was soll daran so toll sein? Meine Götter damals hiessen Hammett, Himes und Manchette.

Dieses Frühurteil oder Vorurteil war hartnäckig, es hat ein oder zwei Dekaden gehalten. Aber glücklicherweise hat man Freunde, auf deren Urteil man etwas gibt. Im Fall Simenon war es Jochen Schmoldt, der Chefredakteur des Nürnberger Plärrer, der immer wieder und wieder und wieder und wieder gebohrt hat: »Simenon! Lies Simenon! Ich hab gerade wieder zwei Wochen Simenon gelesen und sonst gar nix«. Über Jahre, über Jahrzehnte hinweg ging das so.

Nun bin ich eigentlich nicht sehr beeindruckbar. Daß zum Beispiel Konrad Adenauer angeblich ein großer Simenon-Fan war, hat mich immer kalt gelassen (sehr kalt, um genau zu sein; Hitler war schließlich auch Karl May & Richard Wagner-Fan und sowas fand ich immer eher passend und Bill Clinton fand alles an Thrillern toll, was er für seine Wahlkampagnen brauchen konnte), aber daß ein erwiesenermassen urteilsfähiger Mensch wie Freund Schmoldt so völlig unzeitgeistig auf Simenon beharrte, das fand ich denn doch bemerkenswert. Und fing an Simenon noch eine Chance zu geben. Und seitdem lese ich Maigrets und Non-Maigrets, wo ich gehe und stehe und auch dann, wenn ich partout keine Zeit habe. Und manche auch zweimal und dreimal.

Kein Zweifel - Simenon macht süchtig, wer einmal angefixt ist, kommt nicht davon los und will vor allem gar nicht nicht davon loskommen. Genug Stoff ist schließlich da: Der Simenon-Biograph Stanley G. Eskin kommt auf 418 eigenständige Bücher, exklusive Sammelbände mit kürzeren Texten. Natürlich habe ich die nicht alle gelesen - und wenn ich die verunglückten Inhaltsangaben etlicher Romane bei Biograph Eskin und seinem Biographen-Kollegen Patrick Marnham so angucke, dann bin ich beruhigt: Die haben auch nicht alles wirklich gelesen bzw. sich nicht alles ganz korrekt merken können. Und schon sind wir stiekum dem ersten Geheimnis eines gigantischen Gesamtwerkes auf der Spur, das immerhin eine Weltauflage von vorsichtig geschätzten 500 Millionen verkaufter Bücher aufzuweisen hat.

Simenon-Romane sind so gemacht, daß man immer mehr davon lesen muss, aber daß man nach dem Leserausch die einzelnen Bücher durcheinander bringt, wobei aber jedes einzelne Buch bei der Lektüre so funktioniert als ob es einzigartig und unausrechenbar wäre. Simenon hat die merkwürdige Fähigkeit, kleine geschlossene Kosmen zu bauen, in die man eintaucht, die man für selbstverständlich nimmt und die man immer irgendwie zu kennen glaubt.

Kein Wunder: Denn liest man gerade mal Simenon systematisch wie ich für diesen Vortrag, dann stutzt man schon hin und wieder: Zum Beispiel bei einem der berühmtesten Non-Maigrets: »Die Phantome des Hutmachers«. Da pilgert der Frauenmörder Monsieur Leon Labbé jeden Tag wie ein Uhrwerk an den Honoratioren-Stammtisch ins Café des Colonnes in La Rochelle, wo jeden Tag die selben Herren in der selben sozial abgestuften Rangordnung Karten spielen und die Lokalpolitik ausdealen - da der Tisch der über 60jährigen und dort der Tisch der bis zu 50jährigen (welch sozialer Notfall und welch gesellschaftliche Peinlichkeit, wenn am Tisch der über 60jährigen einer ausfällt und für die Kartenrunde einer vom Tisch der bis zu 50jährigen geholt werden muß!) und alle wissen alles über jeden. Für den Roman »Die Phantome des Hutmachers« ist diese Konstellation unabdingbar, denn Monsieur Labbé kann nur innerhalb dieses Regelwerks funktionieren, weil er sich nur dahinter perfekt tarnen kann. Die tägliche Routine ist schließlich sein Alibi, sie garantiert seine Unauffällligkeit, vermittels derer er Frauen mit der Cello-Saite erdrosseln kann, after hours, sozusagen und ohne unter seinen Ko-Honoratioren besonders auffällig zu werden, weil ja ein jeder seinen eigenen Dreck am Stecken hat - meistens eine Geliebte.

Die Schilderung der Routine dieser unerfreulichen Lemuren ist für Georges Simenon auch ideal, um eine präzise, kalte und sehr bösartige, gar hoffnungslose Analyse der französischen Provinzgesellschaft und ihrer Machtmechanismen zu liefern. Und seine sprachlichen Mittel einzusetzen. Wenn Monsieur Labbé zu seinem armen, verschüchterten und ungelenken Gehilfen immer wieder nur sagt: »Sie können den Laden jetzt schließen, Valentine«, haben wir erstens eine Soziologie en miniature und zweitens eine Ahnung grauenhafter Regelhaftigkeit. Und so sagen die Herren im Café stets dasselbe zum Kellner und der bringt ihnen stets die selben Getränke. Und wir wissen dann, dass diese festgefügte Welt schauderhafte Risse haben muß.

Und uns fällt dabei auf, dass wir in einem Maigret-Roman, nämlich in »Maigret und der gelbe Hund« diesselbe Konstellation schon einmal vorgeführt bekommen haben. Nur heißt die kleine Stadt da Concarneau und die Kneipe ist das etwas gehobenere Hôtel de L'Amiral und die Honoratioren, die da Abend für Abend für Abend ihrer gesellschaftlichen Routine als Ehrenmänner unter Ehrenmännern obliegen, werden peu à peu weggemordet, weil sie, wie ihre Kollegen aus dem Café des Colonnes in la Rochelle allesamt Dreck am Stecken haben und dem gleichen Terror der Regelmäßigkeit frönen bzw. unterworfen sind.

Auch hier, im »Gelben Hund« aber ist die Handlung des ganzen Romans notwendigerweise auf die verschworene und im Notfall dann gegeneinander agierende Gemeinschaft der ehrenwerten Leute zugeschnitten, denn sie alle haben vor Jahren einen aufstrebenden Menschen in den Ruin getrieben (mehr will ich eigentlich nicht verraten, man verät keine Romanhandlungen, wenn man nicht ganz sicher ist, daß alle Anwesenden das besagte Buch schon kennen. Die Freude an Lektüren zu rauben, das wäre mir sehr, sehr peinlich.)

 

Halten wir also bis hierher fest, daß Simenon-Romane anscheinend mit Standardsituationen arbeiten, die die Romane wegen ihrer schieren Masse verwechselbar machen, aber andererseits bei genauer Einzelfallprüfung im Gefüge des jeweils einzelnen Roman völlig am richtigen Platz sitzen. Ob es sich dabei um Maigret-Romane oder um die sogenannten romans durs, also die ohne den Commissaire handelt, ist auf dieser Ebene erstmal völlig egal.

Und nicht dass Sie denken, meine sehr geehrten Damen und Herren, daß ich hier einen Einzelfall bemühe: Der kompetente internationale Gangster Pietr, der Lette (im gleichnamigen Roman mit Maigret, dessen ersten Auftritt wir hier erleben) hat bis ins Detail - seine geschäftlich arg gerupften Opfer sagen nie gegen ihn aus, er kann immer Arrangements hinter verschlossenen Türen mit ihnen treffen - den selben modus operandi wie der geheimnisumwitterte Monsieur Serge, der sich im »Gasthaus im Elsaß« (so auch der Titel des Romans ohne Maigret) einquartiert hat.

Pietr hat zudem einen Zwillingsbruder. Monsieur Serge, genannt »Der Kommodore«, dessen Betrugsopfer ihm gar noch Bonitätszeugnisse ausstellen, der hat einen Doppelgänger. Und lustigerweise begegnet uns im Elsässer Berghotel auch Monsieur Labbé wieder, der allerdings mit dem mörderischen Hutmacher nur den Namen gemein hat. Im Elsaß ist er ein wackerer Kommissar ohne Vornamen, aber das nur am Rande.

Und noch ein Beispiel: Die sich gegenseitig belauernde oder sich absolut gleichgültig einander gegenüber verhaltende Hausgemeinschaft aus dem Maigret-Roman »Cécile est morte« (den ungeschickten deutschen Titel »Kommissar Maigret verliert eine Verehrerin« vergessen wir schnell mal) ist sehr nahe verwandt mit dem reizenden Mietshaus-Biotop aus dem Non-Maigret »Die Verlobung des M. Hire« und wer möchte, findet auch diesen Standard in zig Maigrets und Non-Maigrets, jedesmal für die jeweilige Handlung perfekt gebaut und dennoch mit einem deutlichen, unübersehbaren inneren Zusammenhang ausgestattet.

Standard und Variation also, werden Sie sagen, das typische Verfahren für Romane, die wir gerne Krimi nennen. Also keine Überaschung, sondern nur andere, etwas ungewöhnlichere Beispiele als üblich? Man könnte ja auch Maigrets berühmte und nachgerade ikonographische Pfeife, seinen geliebten Bullerofen, seine treuen Inspectores, das Bier und die Sandwiches aus der Brasserie Dauphine oder Madame Maigrets wunderbare Kochkünste in dieses Standard-Raster einbeziehen. Und man kann das auch so sehen.

Aber da will ich nicht hin. Denn ich habe die Standardsituationen so ausgewählt, daß sie jeweils in einem Maigret-Roman und in einem Nicht-Maigret-Roman vorkommen. Und an dieser Stelle erinnern wir uns, was wir - manchmal nur schemenhaft, manchmal auch deutlicher - über Georges Simenon zu wissen glauben.

Als nun wirklich allseits bekannt setze ich voraus, dass er kein Franzose, sondern Belgier war, in den Niederungen des Journalismus sein Handwerk gelernt hat und über alles geschrieben hat, was da fleucht und kreucht, sich dann allmählich im »Schweinegeschäft« (so heisst das bei uns) etabliert hat und unzählige Heftchen-, Fortsetzungs- und andere Trivialbüchle produziert hat - in allen Genres ad lib: Liebesromane, Abenteuerromane, Detektivromane, Soft-Pornos oder schlüpfrige »pikante« Sittenromane im Geschmack der 10er und 20er Jahre. Daneben allmählich Journalismus der gehobeneren Sorte - immerhin ein Interview mit Lev Bronstein alias Trotzki in Istanbul war auch dabei. George Sim, so nannte er sich unter anderem, war jemand in der Welt des Boulevards und der Tabloids; Von Colette, der damaligen Literaturchefin von Le Matin, stammt bekanntlich der Rat »Streichen Sie, lieber Sim, streichen Sie« (dann klappts auch mit der Literatur, wollen wir hinzufügen) und gesellschaftlich knüpfte er vermittels beliebter Gelage und netter Orgien Beziehungen zu tout Paris jener Jahre, inclusive so erlauchter, aber sinnenfroher Geister wie Jean Cocteau, André Gide oder Bernard Buffet. Dann noch eine wilde Affäre mit Josephine Baker und der Mythos Simenon fing an, sich zu entfalten. Der bekannteste aller Simenon-Mythen aber ist natürlich der von den zehntausend Frauen, mit denen er angeblich den Beischlaf vollzogen habe. Dieses Gebiet überlasse ich gerne den Psychologen, Urologen und anderen Fachleuten, für die Simenon sowieso ein gefundenes Fressen ist.

Ich glaube übrigens auch, wenn Sie mir bitte diese Abschweifung gestatten wollen, dass das rastlose Leben Simenons, die dauernden Umzüge, das Leben auf Schiffen, die Weltreisen, die wilden Szenen seiner diversen Ehen, die wahnwitzige Produktivität und eben der psychologische Exhibitionismus, den jemand haben muß, der mindestens zwei autobiographische Romane, vier Autobiographien, 21 Bände diktierte Mémoires intimes, veröffentlichte Tagebücher, hunderte von Interviews und eine Session mit gleich vier Psychologen (»Simenon auf der Couch«) produziert hat - daß all dieses zwar hochgradig faszinierend und erstaunlich ist, aber für seine einzelnen Texte wenig aussagt.

Natürlich gibt es vermutlich keine menschliche Leidenschaft, keine sexuelle Obsession (von ganz üblen Dingen wie mit Kindern und Tieren und den ganzen Devianzkram mal abgesehen), keine Beziehungsvariante, die NICHT in einem seiner Romane auftauchen würde - aber das sind eben Themen, Situationen, plots, Konstellationen, die Simenon natürlich wie jeder andere Schriftsteller irgendwo herhaben muss. Und sei es aus der eigenen Lebenserfahrung.

Das heisst aber nicht, dass deswegen seine Bücher rein psychologisch aufzuschlüsseln wären. Wie auch? Denn hinter dem ganzen Wust der »Selbstentblößung« (so könnte man ja die ganzen »Geständnisse« und Intimplaudereien Simenons in guter deutscher empfindsamer Tradition - Anton Reiser, Sie wissen schon - nennen) - dahinter verschwindet das Individuum Georges Simenon fast vollständiger als er es mit einem abgeschirmten Innenleben hätte erreichen könnnen. Widersprüche, Stilisierungen, blanke Propaganda und platte Irrtümer verwischen die Person Simenon, die die Interpreten dann flugs rekonstruieren wollen.

Und so stürzt sich ein großer Teil der Simenon-Forschung mit Getöse auf die Romane, die das Material dafür am Schönsten bereitzustellen versprechen. Also NICHT auf die Krimis - da schlägt nämlich das Vorurteil durch, Krimis seien Krimis und damit basta -, sondern auf die roman durs, die Non-Maigrets. Und in dieser rein psychologischen Perspektive wird dann plötlich ein Roman wie »Der Schnee war schmutzig« zu einer literarischen Auseinandersetzung mit dem, nach allem, was wir wissen, unerquicklichen Bruder Simenons, und nicht in erster Linie ein Roman über die in Frankreich lange Zeit nicht sehr beliebte Kolaborationsthematik und damit gar ein Polit-Thriller. Denn psychologische Romane sind angeblich a priori etwas Besseres, Höheres, Wichtigeres als Romane über sehr pragmatische Themen wie Realpolitik.

Ich will damit natürlich, meine sehr geehrten Damen und Herren, nicht ausschliessen, dass Simenon in diesem Buch (und anderen) autobiographische Erfahrungen mit seinem Herrn Bruder eingearbeitet hat und solche Erfahrungen und Kenntnisse auch zu der Feinzeichnung seiner Figuren braucht, aber dann kann man genauso gut auch den nun schon oft erwähnten Letten Pietr und seinen armen Zwillingsbruder Johannes in dieser rein psychologischen Konstellation betrachten.

Was aber niemand tut, weil es sich dabei um einen Maigret-Roman, sprich um einen Krimi handelt. Und wenn ich vorhin Standardsituationen schön säuberlich auf Maigrets und Non-Maigrets verteilt habe, dann haben wir hier schon wieder eine: Die Bruderkonstellation also, die in beiden Typen von Simenon-Büchern auftaucht. Was aber nur heisst, daß man schon allein vom schieren Material her Maigrets & Non-Maigrets nicht auseinanderbekommt. Und die Variationen von Standardsituationen kann man dann nicht mehr als ausreichendes Merkmal von Krimis, also von Maigrets verstehen.

 

So sind wir also über die Biographie Georges Simenons doch wieder bei seinen Büchern gelandet. Und es wird uns nichts anderes übrigbleiben, als in den Büchern selbst nach deren Erfolgsgeheimnis, nach deren Suchtpotential, nach deren Zeitlosigkeit zu suchen.

Dabei ist »Zeitlosigkeit« ein Begriff, mit dem ich normalerweise sehr, sehr vorsichtig hantiere. Alle Kunstwerke sind nämlich zeitgebunden, sie können gar nicht anders, weil sie von Menschen gemacht sind, die in ihrer Zeit leben. Und dennoch: Manche Kunstwerke altern nicht und Simenon-Romane gehören deutlich zu dieser Klasse, auch wenn der Fortschritt, vor allem der technische und soziale Fortschritt schon längst über sie hinweg marschiert ist. Mit Handy und Computer könnte Maigret heute vieles schneller und einfacher bearbeiten, Kriminaltechnologie und Gerichtsmedizin, DNA-Analyse und Profiling mögen ein paar umständliche Ermittlungswege abkürzen, aber Realismus auf dieser Ebene spielt bei Simenon sowieso keine wesentliche Rolle.

Denn Maigret-Romane sind keine romans policiers, auch wenn sie einen Polizisten in der Hauptrolle haben. Polizeiarbeit sah auch in den 30er und 40er und 50er Jahren nicht so aus, wie sie uns in den Abenteuern des Commissaires begegnet. Auch damals war es zum Beispiel völlig undenkbar, daß der Leiter einer Ermittlung mutterseelenalleine und ohne jemandem etwas zu sagen eine Observation durchführt, dabei angeschossen wird und dennoch weiter Dienst tut, wie es Maigret in »Pietr« einfach macht. Nein, der Realismus, der die Qualität von Simenons Romanen ausmacht, ist ein reduzierter Realismus.

Gehen wir an den Anfang dieses ersten, richtigen Maigret-Romans, an »Pietr, der Lette«. Er erstand 1930, spielt ungefähr in dieser Zeit und hat alle klassensoziologischen Merkmale: Arm und reich, Luxus und Elend, Großverbrechen und kleines Lumpigaunertum. Und im Luxushotel Majestic treffen wir Maigret: »Die Anwesenheit Maigrets im Majestic hatte etwas Feindliches. Er bildete gewissenmassen einen Block, den die dort herrschende Atmosphäre nicht einzubeziehen vermochte. ... Das Majestic verkraftete ihn nicht.« (Im Original steht, by the way: ».... Das Majestic verdaute ihn nicht«.)

Das ist in kargen Worten die Soziologie der Zeit - der Beamte im Biotop der Hochfinanz und Großbourgeoisie -, das weist auf den Sieg Maigrets über die Vertreter dieser Klassen am Ende des Buches hin und ist gleichzeitig absolut zeitlos - denn wenn ich mir einen meiner Berliner Polizistenfreunde heute in der Lobby des Berliner ADLON (Doppelzimmer ab 350 Euro) vorstelle, kann ich die latente und vor allem genau dieselbe Feindseligkeit ganz genau spüren.

Oder die mißtrauische alte und ermordete Madame Boyent aus »Cécile est morte« - eine verbitterte, frustrierte Frau, die ihre Wollust aus ihrem Reichtum bezieht, der auf dem Besitz einer ganzen Kette von Puffs ruht. Präzise zeittypisch dargestellt - durch die Modalitäten der Puff-Verwaltung - und dennoch zeitlos präzise durch den sozialen Typ, den das genau geschilderte Individuum vor unseren Augen entstehen läßt.

Und noch ein Beispiel, Sie ahnen es, aus einem Non-Maigret: Die gesellschaftlichen Konventionen, die den Hutmacher und Serialkiller Labbé schützen, sind zeittypisch präzise (die Rolle der Dienstboten und der Angestellten, das Verhalten der kleinstädtischen Honoratioren). Dies alles und der verklemmte Katholizismus mit seiner Angstlust gegenüber der Sexualität porträtieren den Mörder prägnant, lassen ihn, weil als Individuum genau gezeichnet, einen ganzen Typus und ein ganzes Gesellschaftssystem repräsentieren - und doch wäre M. Labbé mit ein paar moderneren Accesoires sofort gegenwartstauglich - lassen Sie ihn Rotarier sein und eine kleine Werbeagentur besitzen.

Aber dieses Abheben auf die Conditio Humana ist mir fast zu abstrakt, und deswegen würde ich gerne noch genauer in Simenons schriftstellerischen Werkzeugkasten gucken.

 

Im Grunde braucht er, behaupte ich jetzt mal ganz dreist, für einen Roman folgende vier resp. fünf Ingredienzien: (1) Eine sehr, sehr menschliche Konstellation, wobei ihm alle Verhaltensweise von homo sapiens zur Verfügung stehen: Haß, Neid, Habgier, Herrschsucht, Eifersucht, Begehren, Obsessionen, Machtstreben und, das wollen wir nicht vergessen, Anstand, menschliche Wärme, Großmut, Verzeihen, Liebe - denn mit diesen schönen menschlichen Eigenschaften beginnt so manches Drama, nicht nur in den »Kellern des Majestic«.

Dazu kommt (2), ganz wichtig bei Simenon, das jeweils passende Wetter. »Das Wetter des Helden« hiess bekanntlich die Promotion eines berühmten deutschen Schriftstellers, bei Simenon gibt das Wetter immer und immer ganz genau die Stimmungslage des jeweiligen Romans vor. Oft feucht und neblig, oft klirrend kalt, oft heiß und schwül. Und es hat keineswegs nur dekorativen oder atmosphärischen Charakter, es spielt ganz im Gegenteil an wichtiger Stelle mit - hätte Maigret am Anfang von »Cécile est morte« nicht den wunderbaren, ersten Nebel des Jahres geniessen wollen, und wäre er statt dessen zügig wie jeden Morgen ins Büro gegangen, dann hätte eine Leiche des Buches nicht stattfinden können.Hätte der Sturm in »Maigret und der gelbe Hund« dem ganzen Szenario nicht so eine unheimlich-fantastische Färbung gegeben, dann wäre Maigret auch schneller handlungsfähig gewesen... usw. Für sein Wetter braucht Simenon ein paar Striche, dann sitzt es:

»Freitag, 7. November. Concarneau ist wie ausgestorben. Auf der beleuchteten Turmuhr der Altstadt, die über den Festungsmauern zu sehen ist, ist es fünf vor elf. Die Flut hat ihren Höhepunkt erreicht, und ein Sturm aus Südwest läßt die Kähne im Hafen aneinanderstoßen. Der Wind fegt durch die Straßen, wo man zuweilen Papierfetzen über den Boden huschen sieht. Kein einziges Licht auf dem Quai de l'Aigullion. Alles ist geschlossen. Alles schläft. Nur aus den drei Fenstern des Hotel de l'Amiral, an der Ecke, die der Platz mit dem Quai bildet, dringt noch Licht.«

Der Horror kann beginnen.

Wenn der Horror allzu schlimm wird, greift Simenon (3) zu einem beruhigenden und besänftigenden Mittel, das aber, so glaube ich ganz fest, für seinen Erfolg zentral ist: Zum Essen, und zwar zum guten Essen. Die elsässisch dominierte, gute Küche von Madame Maigret ist ja schon sprichwörtlich, und man muß schon einigermassen ideologisch vernagelt sein, um diese Genüsse als kleinbürgerlich, gar spießig zu denunzieren. (Wie überhaupt, Achtung, Abschweifung, der Klein- und Spießbürger Maigret wesentlich eine Fehlinterpretation ist: Ja, Maigret liebt seine Frau und ist ihr treu; ja, Maigret ist Polizeibeamter mit dem üblichen mageren Salär und er schätzt seine Häuslichkeit. Aber: Er ist KEIN law & order-Mann, er behandelt gesellschaftliche Outsider wie Penner, Huren, Ganoven extrem normal - kennen Sie einen Kommissar der neueren Bauart, der einer armen depravierten kokssüchtigen Hure auf Turkey Koks aus der Asservatenkammer zusteckt, so wie es Maigret in den »Kellern des Majestic« tut? Maigret verhandelt Verbrechen als Normalverhalten von homo sapiens, nie als Skandalon und nie in dem zynischen, sich für so cool haltenden Alle-sind-Verbrecher/Die-Welt-ist-schlecht-Modus und er mag nun mal keine aufgeblasenen Politikos, besserwisserische Karrieristen oder Snobs. Ich halte dies alles für keineswegs kleinbürgerliche, sondern erfreuliche Eigenschaften und möchte dieses Thema eigentlich nicht weiter diskutieren, höchstens nachher auf Zuruf...)

Wie gesagt: Essen spielt eine zentrale Rolle und wenn man durch das höchst empfehlenswerte Bändchen von Robert J. Courtine »Simenon und Maigret bitten zu Tisch« blättert, findet man in dieser Rezeptsammlung aus den Romanen nur gutes, keineswegs soziologisch zu bewertendes Essen: Von der klassischen haute cuisine, die mit Canard au sang, bei uns besser bekannt als Ente à la Rouen (Sie wissen schon, die mit der Entenpresse), Lièvre à la royale oder Pintadeau en croûte und dem sagenumwobenen Tête de veau en tortue vertreten ist, bis zu wunderbar derben Dingen wie Andouillettes, Kutteln, Cassoulet und Choucroute - Essen in aller demokratischen Breite. Und das Scheusal Labbé ist auch deswegen ein Scheusal, weil er gutes Essen ins Klo spült, um zu vertuschen, dass er seine Frau, für die es gedacht war, schon längst umgebracht und im Keller verscharrt hat. Und in einer Wohnung, in der es nach verdorbenem oder altem oder schlechtem Essen riecht, da ist nichts Gutes zu erwarten. Mit dem Essen steht's also wie mit dem Wetter: Es ist ein ganz einfaches Strukturelement und es ist keineswegs nur Dekoration, Manierismus oder Garnitur. Es spielt in der Handlung mit.

 

Ganz einfach ist auch (4) die Sprache, die Simenon - Maigret oder Non-Maigret ist egal - benutzt: Kurze Sätze, ganz kurze Sätze: »Telefonklingeln.« Punkt. »Eine Mitteilung der Polizei.« Punkt. »Und mit grünem Velours bezogene Sessel.« Punkt - also manchmal hart am Anakoluth. Der Erzähler springt: Mal betrachtet er die Welt mit Maigrets Augen oder denen einer anderen Person. Mal weiss er überhaupt nicht, was in den Köpfen der Figuren vorgeht, und das alles manchmal im selben Satz. Manchmal wissen wir, was Maigret denkt, manchmal haben wir keine Ahnung, manchmal fragt sich der Erzähler selbst, was denkt Maigret in diesem Moment? und manchmal bezieht er gegen Maigret Stellung: »Der arme Richter!«

Der Erzähler ist, bei aller Einfachheit der Sprache, keine große Interpretationshilfe und, wenn man ihn literaturwissenschaftlich sezieren würde (keine Angst, damit komm ich Ihnen jetzt nicht) würde er sich sicherlich als das komplexeste schriftstellerische Mittel von Simenon erweisen, weil er von Trost bis zur schieren Verwirrung und nackter Panik alles zu stiften vermag.

Aber auch dieser Erzähler agiert nie wirr. Und das hat mit dem berühmten kleinen Lexikon Simenons zu tun - Patrick Marnham schätzt das benutzte Grundvokabular in Simenons Romanen auf ca. 2000 Wörter (was wohlgemerkt NICHT für alle anderen Texte, Briefe, Memoires etc. gilt - nicht daß der Eindruck entsteht, Simenon haben nur ca. 2000 Wörter zu Verfügung gestanden, au contraire). Dieses schmale Lexikon hat auch, um auch diesen Punkt ins Spiel zu bringen, wenig mit Simenons rasender und schneller Textproduktion zu tun.

 

Seine Schlampigkeiten (Abschweifung!), die natürlich bei dieser Masse Text nicht ausbleiben können, liegen auf einer anderen Ebene: Zum Beispiel läßt er eine Glühbirne, die immer brennt, von »zwanzig Jahren Staub« matt geworden sein - da würden sich die Glühbirnenhersteller aber bedanken - ; oder er läßt einen deutlich Toten wieder auferstehen, wie den wackeren Inspector Torrence, der in »Pietr« ermordet wird und später wieder brav Dienst tut, oder er ist nicht sehr einfallsreich mit Namen: Den doppelten M. Labbé haben wir schon getroffen, es wimmelt von Leuten, die Pardon heissen, Berthes sind unter den weiblichen Figuren Legion und wieviele Messieurs Charles-e sich tummeln, kann ich gar nicht sagen. Unter die Schlampigkeiten würde ich auch unausbalancierte Plots zählen, Figuren, die sorgsam aufgebaut werden und schnell wieder aus der Handlung verschwinden, komplizierte Vorgeschichten, die manchmal in den letzten Kapiteln eines Romans mühsam nachgereicht werden müssen - da liegen die Schwächen, die das Produktionstempo und das oft fehlende Lektorat bedingen.

Die reduzierte Sprache hingegen, die die Arbeit des Schreibens eher schwieriger macht als haltlose Logorrhöe, ausschweifendes Schwafeln und sinnloses Anhäufen von Füllwörtern, die ist Konzept und die verbindet Simenon auch mit der internationalen Kriminalliteratur - und zwar zeitlich gesehen nach hinten und vorne. Dashiell Hammett hatte in den USA ein ähnliches Konzept der Verknappung entwickelt (Hemingway wurde damit bekanntlich berühmter, hat aber alles von Hammett gelernt), Jim Thompson gehört in diese Reihe und Simenons bedeutendster frankophoner Nachfolger, Jean-Patrick Manchette, hat bei aller oberflächlichen ideologischen Gegensätzlichkeit den sprachlichen Minimalismus Simenons perfektioniert (Abschweifung: Natürlich waren Simenon und sein weltumspannender Erfolg für seine französischen oder frankophonen Nachfolger eine schwere Bürde und die teilweise harsche Kritik an ihm meinte bei allem literaturkritischen oder ideologiekritischen Getöse genau diesen rasenden Erfolg: Betrachtet man sich nämlich noir-Autoren wie Léo Malet oder André Helena genauer, ist bei ihnen sehr viel von der Simenon'schen Erzählweise zu finden - vor allem eben die Reduktion der Mittel, die selbst noch bei einem Exzentriker wie Boris Vian durchscheint und die mit Jean-Pierre Melville, dem Anti-Simenon par excellence, direkt in die Filmsprache der großen films noirs eingezogen ist. Abschweifung Ende!)

Diese bewußte sprachliche Reduktion als Konzept hat nun aber alles mit Simenons Rang und Stellenwert in der Literatur des 20. Jahrhunderts zu tun. Wir haben gesehen, wie präzise er damit Psychologie, Soziologie und alles an menschlichem Verhalten erzählen kann, ohne trivial zu werden. Der Unterschied zu Agatha Christie etwa, bei der der Kriminalroman mit unbewußt schlichten Mitteln zum Denk- und Gesellschaftsspiel geworden ist, das sein ganz und gar unspielerisches Hauptthema: Mord, Verbrechen, psychische und physische Gewalt nicht ernst nehmen will, liegt hier: Simenon hat Literatur produziert, die auf die herkömmlichen Parameter von Literatur wenig gibt. Als er anfängt, ernsthafte Romane zu schreiben, sind die großen avandgardistischen Projekte des Jahrhunderts schon geleistet: Kafka, Joyce, Proust, Döblin, Musil - auf dieser Ebene der literarischen Selbstreflexion war alles ausgelotet, die Dominanz der Theorie über das Erzählen festgeschrieben. Hohe Literatur und vor allem ihre Rezeption durch Spezialisten fing an, Drohgebärden, Schwellenängste, Bedeutsamkeiten aufzubauen. Die Schere zwischen Texten und Lesern fing an, aufzugehen - und Simenon war, bewußt oder unbewußt, nicht gewillt, da mitzuschwimmen. Zwar hatte er vor allem in André Gide & Co. mächtige Fürsprecher im Feuilleton, aber damit erzielt man keine 500 Millionen Auflagen.

Vielmehr übte Simenon Verzicht und dieser ästhetische Verzicht erwies sich am Ende als mehr. Er verzichtete auf Zitat und Anspielung (die immer ein wissendes Publikum voraussetzen), er verzichtete auf die rhetorischen Schleifen einer nur behaupteten Bedeutsamkeit, er schrieb statt dessen über Dinge, die wir alle kennen: Die Conditio Humana down to the ground eben - und verzichtete damit auf eine gewisse Exlusivität der Themenauswahl für besondere »Zielgruppen« - denn mit Sex und Crime, mit Essen und Wetter, damit können wir alle etwas anfangen.

Und schon bin ich eventuell wieder zu hoch geschossen und selbst zu abstrakt geworden und will noch ein letztes Mal die Simenon'schen Werkzeuge angucken.

 

Es gibt eine ganz schlichte Beobachtung: Simenon-Romane, ob Maigret oder Non-Maigret, sind zwar unterschiedlich lang - naja, die Maigrets haben einen gewissen Standard -, aber sie sind nie zu lang. Die Brickstones, Wackersteine oder Türstopper heutiger Bestseller (Sie wissen schon, die Dinger nicht unter 2 Kilo Totgewicht) waren nie die Sache des Multibestsellers Simenon. Alle seine Romane zeichnen sich durch ein gewisses Gefühl für timing aus - epische Breite ist reduziert auf kernhaftes Zusammenraffen, obwohl auch das manchmal recht qualvoll sein kann (denken Sie an »Das blaue Zimmer«, wo man sich nur wünscht, das Buch möge vorbei sei, so quält man sich mit den beiden tumben Ehebrechern.).

Und timing ist auch eine Qualität dessen, wie Simenon Verbrechen sieht. In »Cécile est morte« ist Maigret mit einem technokratischen Kriminologen aus den USA konfrontiert (für Fans: Eine Konstellation - Technokrat und Instinktmensch -, die Friedrich Dürrenmatt - nach Friedrich Glauser der wichtigste und kongenialste Simenon-Schüler - sowohl in seinen Bärlach-Romanen als auch in »Das Versprechen« bewußt übernommen und variiert hat), der wissen will, was Maigret von »den Verbrechern« hält. »Was für Verbrecher?« fragt Maigret, »vorher oder nachher?« Denn vor dem Verbrechen sind auch »die Verbrecher« keine Verbrecher, sie sind »dreißig, vierzig, fünfzig Jahre lang, manchmal sogar noch länger Menschen wie alle anderen... «.

Verbrechen ist auch eine Frage der Gelegenheit, des timings, und deswegen gibt es in Simenons Weltbild »Unschuldige, die die Seele eines Schuldigen haben, und Schuldige, die die Seele eines Unschuldigen haben«. Und weil das so ist, ist das timing so eine zentrale Kategorie in Simenons Romanen. Zum Beispiel eben in »Cécile est morte«, wie schon erzählt, perfekt mit dem Wetter verknüpft - hätte Maigret nicht wegen des schönen Nebels auf dem Weg ins Büro getrödelt, hätte ihm Cécile gestehen können, dass sie ihre eklige Tante umgebracht hat und wäre sie nicht ihrerseits von dem dito ekligen Pornoschmutzel M. Charles umgebracht worden.

Und noch deutlicher zum Thema wird das timing in den »Kellern des Majestic« - denn hätte der arme, häßliche, aber grundanständige Prosper Donge auf seinem Weg zur Arbeit als Chef der Kaffeeküche des Majestic keinen Platten an seinem Fahrrad gehabt, hätte der schmierige, fiese Jean Ramuel keine Gelegenheit gehabt, die zu Reichtum gekommene Hure Mimi umzubringen und den unschuldigen Nachtportier gleich mit. So entlastet zwar das timing am Ende den guten Prosper Donge, bringt aber für zwei andere Menschen den gewaltsamen Tod. Dieses moralische Paradox ist für den Schriftsteller Simenon nun kein Anlaß für allerlei scharfsinnige Reflexionen über Zeit und Tod und Gerechtigkeit, sondern eine erzählerische Miniatur im allerersten Kapitel des Romans, das nur scheinbar streng chronologisch den tristen, aber heimeligen Alltag des Kaffeeküchenvorstehers erzählt und die furchtbare Katastrophe, die sich aus so etwas Banalem ergeben kann.

 

Und da haben wir vielleicht wirklich den Kern, den Nucleus des Simenon'schen ‘uvres und auch seines Erfolges. Seine kleinen, konzentrierten, beschränkten Weltausschnitte, die er uns mit Trost (Maigret) und oft ohne Trost (Non-Maigret) erzählt, sind immer Kriminalromane, mit Polizei (Maigret) oder oft ohne Polizei (Non-Maigret), in denen es immer um irgendeine Katastrophe geht, auf die alle menschlichen Aktivitäten zulaufen.

Gemütlich ist bei Simenon gar nichts, schon gar nicht die Welt in der Mitte eines extrem gewalttätigen Jahrhunderts, in der kein Plan, keine Geschichtsphilosophie, keine Metaphysik waltet, sondern nur kaltes timing.

 

Vermutlich ist Simenon der einzige Weltbestseller, der je einen solchen Pessimismus verbreitet hat - in vierhundert Bänden, die, nach seinen eigenen Worten, eigentlich nur einer sind: »Mein großer Roman«, sagte Simenon einmal zurecht, »ist das Mosaik all meiner kleinen Romane« - und dieses Mammutprojekt der Katastrophen, auch wenn man seine Einzelteile manchmal durcheinander bringen mag, hat ihn wahrscheinlich zu dem rastlosen Exzentriker gemacht, der er nun einmal war.

 

© Thomas Wörtche, 2003

 

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