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Leichenberg 05/1997

 

Hugh Laurie ist, wir wissen es u.a. seit Rowan Atkinsons genialer "Black Adder"-Serie, ein wunderbarer Schauspieler. Als Romancier jedoch ist er ein glatter Flop. Sein Werk Der Waffenhändler (Haffmans) ist eine aufgeblasene, geschwätzige, verzweifelt komisch sein wollende Schwarte über Nichts. Ein typisches Resultat des Ehrgeizes, auch mal ein Buch schreiben zu wollen. Schwamm drüber.

Ein flotter und spannender Unterhaltungsschmöker, der auch nicht mehr sein will, ist Pacific Flight 1117 von Jean Heller (Ullstein), ein Page-Turner, in dem es um eine Flugzeugkatastrophe und die Aufdeckung der Hintergründe geht. Suspense pur, der durch die durchaus unspannende Politik des Verlages vergällt wird, zwar gerne DM 48.- ein-, aber keinen Anstoß daran zu nehmen, daß man in Flugzeug-Cockpits dauernd ins "Radio" hineinspricht, wenn ein schlichtes Funkgerät gemeint ist. Lektoratskosten gespart, Leser verarscht. Das geht nicht lange gut. Auch die neuen Ullstein-Taschenbuch-Krimis lassen sich nicht günstig an. Man wollte das berühmte Ullstein-Gelb retten (richtig!), aber jetzt sehen die Bände grimmelig aus, wie schon mal gelesen. Die Titelauswahl der ersten Produktion ist durchweg dritte Garnitur, ein Titel: Im Namen der Präsidentin von Rachel Canon sogar ausgemacht hanebüchener Unfug.

Hart am Unfug siedelt auch Das Bildnis der Dame in Schwarz von Xavier Hanotte (dtv), das nur vom Vermögen des belgischen Autors, talentiert schreiben zu können, vor dem totalen Absturz gerettet wird. Der Roman, der sich mit exquisiten Seelenlagen, erlesenen Kunstwerken und sublimer Lyrik beschäftigt, ist nicht deswegen unerträglich prätentiös, sondern weil er so tut, als erzähle er von Verbrechern, Polizisten und Gewalt. Aber er geht eindeutig nur um exquisite Seelenlagen etc. Gilt also vermutlich als "anspruchsvoll".

Interessanter gescheitert ist da schon Marcel Montecino, für dessen zweites Buch (nach "Kalt wie Gold") Riskantes Spiel (Goldmann) der deutsche Verlag sieben (!) Jahre gebraucht hat. Interessant (und verstörend) deswegen, weil ich selten auf einen Roman gestoßen bin, der passagenweise sowas von schlecht, widerwärtig und dumm ist und passagenweise absolut großartig. Die Ballade vom mafiagehetzten Pianisten mit Spielschulden, der eine zweite Billie Holiday in Brasilien findet und ein letztes Spiel wagt, ist der reine Schizo.

Aus eindeutigen Gründen gescheitert ist Fatale Neigungen (rororo), das zweite Buch von Jim Lusby mit Inspector McCadden aus Waterford, Irland. Lusby ist ein sehr guter Schriftsteller, der hier nur den Plot übermäßig verwickelt angelegt hat und nicht mehr so richtig aus den verschiedenen Drehs und Twists herauskommt. Zweite Bücher sind oft problematisch, warten wir auf's dritte.

Grandios der nun auch schon wieder drei Jahre alte Roman Last Exit: Hongkong von William Marshall (Rotbuch) aus der Yellowthread-Street-Serie, die man dereinst als große groteske Literatur dieses Jahrhunderts feiern wird. Vorläufig steht noch "Krimi" drauf.

Nicht unbedingt große Literatur, aber rundum erfreulich Ben Eltons Popcorn (Manhattan by Goldmann). Very british, sehr komisch, sehr intelligent, Gift, Galle, Spott und Hohn spritzend, ist Popcorn der abschließende Kommentar zu Hollywoods Gewaltwelle à la Natural Born Killers. Die Brits mögen die Amis z.Zt. gar nicht, aber so lange sie nicht bloß rumplärren, sondern daraus so gute und lustige Bücher machen, ist das okay. Was hab' ich gelacht.

© Thomas Wörtche

 

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