Die Krimi-NanasChristina Bacher über Pascale Fonteneau, Sylvie Granotier und Chantal Pelletier
Une des "Trois Jeannes": Chantal Pelletier Die 1949 in Lyon geborene Autorin Chantal Pelletier gilt in ihrer Heimat Frankreich als Multitalent. Schon früh verspürte sie den Drang zur Kunst und die Liebe zur Schauspielerei. Mit 19 Jahren stand sie bereits in Nizza auf der Bühne. Es folgten weitere Engagements an Theatern sowie in Filmproduktionen. In der Aufbruchphase nach 1968 absolvierte sie ein Psychologiestudium - nicht etwa um den Beruf auszuüben, sondern um sich weiterzubilden und ihre Potentiale zu erschließen. Mittlerweile in Paris ansässig, gründete sie mit zwei Frauen ihre eigene Theatergruppe mit dem treffenden Namen "Trois Jeannes" und lancierte als Drehbuchautorin und Schauspielerin das Stück: "Das ist doch kein Leben, das Leben, das wir leben", mit dem sie in Frankreich und später auch in Deutschland Furore machte. Auch heute noch kommt sie nicht selten sowohl als Drehbuchautorin, Schauspielerin und Regisseurin an ein und demselben Projekt zum Einsatz. Aber Chantal Pelletier wäre nicht sie selbst, wenn sie darüberhinaus nicht aus weiteren Bereichen ihrer großen Begabung geschöpft hätte: Ermuntert von Jean-Bernhard Pouy verfaßte sie ihren ersten Kriminalroman. Die Tür zum Krimimarkt öffnete ihr das französische Verlagshaus Gallimard, das ihren ersten Titel "Eros und Thalasso" 1998 in der Série Noire publiziert hat, der auf Deutsch beim DistelLiteraturVerlag erschienen ist. Ihr zweiter Roman "Der Bocksgesang", wieder mit dem schrulligen, aber liebenswerten Kommissar Maurice Laice in der Hauptrolle und mit dem Grand Prix du Roman Noir Français ausgezeichnet, wurde im Herbst 2001 auf Deutsch bei DistelLiteratur verlegt. Unterdessen plant sie bereits den nächsten Mord in ihrem dritten Krimi. Chantal Pelletier hat sich ihr Domizil im Schmelztiegel des multikulturellen Lebens gesucht, nämlich im Pariser Stadtteil Belleville. Von dort aus begibt sich die Nomadin wie sie sich selbst bezeichnet - auf weite Reisen und genießt diese Freiheit zur Inspiration. Kraft für all das schöpft sie in den frühen Morgenstunden: Die sonst stets in Aktion befindliche Autorin bewegt sich im Zeitlupentempo, wenn sie auf den "Buttes-Chaumont", in einem über dem Stadtviertel Belleville gelegenen Park, beim Tai-Chi Kraft für den turbulenten Alltag sammelt.
Pascale Fonteneau: Dem Schreiben zuliebe
Pascale Fonteneau ist im Jahre 1963 in der Bretagne geboren, als Kind einer deutschen Mutter und eines französischen Vaters. Ein Jahrzehnt später landete die Familie in Brüssel, wo die Autorin heute noch lebt. Nach ihrem Studium war Fonteneau einige Monate als Journalistin tätig, bis sie die Organisation und Koordination einiger renommierter Film-Festivals übernahm und diese Tätigkeit später auf Krimi-Festivals ausweitete.
Sylvie Granotier: Ein Leben mit vielen Zwischenstationen
Sylvie Granotier wurde in Algerien geboren, die Kindheit verbrachte sie in Frankreich und Marokko. Nach dem Literaturstudium in Paris führte sie ihr Weg nach Brasilien, in die Vereinigten Staaten, Afghanistan und immer wieder nach Europa. Granotiers Leben war ständig in Bewegung, sowohl privat als auch beruflich. So arbeitete sie in einer Bank, in einem Kaufhaus, bei der Alliance Française, als Babysitter, Büroangestellte und Mannequin und schließlich als Schauspielerin. Ein wichtiges Moment auf dem Weg zur Autorin war für Sylvie Granotier die Bekanntschaft mit Grace Paley, deren Erzählband "Enormous changes at the last minute" sie aus dem amerikanischen Englisch ins Französische übersetzte. "Grace sagte mir eines Tages, daß ein Buch nicht notwendigerweise für sich gesehen eine Kathedrale sein muß. Aber wenn es ehrlich geschrieben ist, würde selbst ein solch kleiner Stein, auch wenn er unsichtbar bliebe, ein wesentlicher und nötiger Bestandteil des großen Monuments werden, wie die Literatur es ist. Ich habe dies als Passierschein genommen und meinen ersten Roman geschrieben", begründet die heute fest im Asphalt von Paris verwurzelte Autorin. Da sie die eigene Literatur jeder und jedem zugänglich machen möchte, entschied sie sich für das Genre des Kriminalromans. "Leicht zu lesen, aber nicht einfach, wie Chandler sagte," zitiert sie ihr großes Vorbild. "Ich mag die Regeln des Krimi-Genres, die Spannung, die Gefahr, die Auflösung. Ich mag auch, daß er die essentiellen Themen angeht, das Leben, den Tod, die Grenzüberschreitungen allen voran die Regelverstöße und hinter dem Sichtbaren nach der verborgenen Realität sucht." Einen Ehemann, zwei Kinder, sieben Romane und zwölf Novellen später, wird nun mit "Dodo" einer ihrer Kriminalromane bei DistelLiteratur ins Deutsche übersetzt. Das ist die Sprache, die sie nach eigenen Angaben als Kind auf dem Gymnasium gewählt hat, weil sie keiner in ihrer Familie zu sprechen verstand. "Eine Sprache ganz für mich allein sozusagen damals meine Geheimwaffe. Heute lese ich sie besser, als ich sie spreche, aber sie spricht mich an wie keine andere."
© Christina Bacher, 2001
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Krimi-Bibliographie Chantal Pelletier: | ||
Lavande tuera [Paris: Éd. Baleine, 1997] |
1997 | |
Éros et thalasso [Paris: Gallimard, 1998] |
1998 | Eros und Thalasso [Heilbronn: Distel Literatur Verlag, 2000] |
Le chant du bouc [Paris: Gallimard, 2000] |
2000 | Der Bockgesang [Heilbronn: Distel Literatur Verlag, 2001] |
More is Less [Paris: Gallimard, 2002] |
2002 | More is Less [Heilbronn: Distel Literatur Verlag, 2004] |
Krimi-Bibliographie Pascale Fonteneau: | ||
Confidences sur l'escalier [Paris: Gallimard, 1992] |
1992 | |
États de lame [Paris: Gallimard, 1993] |
1993 | |
Les fils perdus de Sylvie Derijke [Paris: Gallimard, 1995] |
1995 | Die verlorenen Söhne der Sylvie Derijke [Heilbronn: Distel Literatur Verlag, 2001] |
Les damnés de l'artère [Paris: Ed. Baleine, 1996] |
1996 | |
La puissance du désordre [Paris: Éd. Baleine, 1997] |
1997 | |
Otto [Paris: Gallimard, 1997] |
1997 | |
Maelbeek [Paris: Éd. Baleine, 1998] |
1998 | |
Curieux sentiments [Paris: Éd. Lignes noires, 1999] |
1999 | |
La vanité des pions [Paris: Gallimard, 2000] |
2000 |
Krimi-Bibliographie Sylvie Granotier: | ||
Courrier posthume [Paris: R. Deforges, 1990] |
1990 | |
Mort sans lendemain [Paris: éd. Ramsay, 1992] |
1992 | |
Comme un coq en plâtre [Paris: Éd. Baleine, 1996] |
1996 | Pulp in Gips [Reinbek: Wunderlich Taschenbuch Verlag, 1998] |
Sueurs chaudes [Paris: Gallimard, 1997] |
1997 | |
Secrets de famille [Paris: A. Michel, 1998] |
1998 | |
Cette fille est dangereuse [ Le Poiré-sur-Vie: Éd. de la Loupiote, 1998] |
1998 | |
Dodo [Paris: Gallimard, 1999] |
1999 | Dodo [Heilbronn: Distel Literatur Verlag, 2001] |
L'homme qui n'était pas mort [Paris: A. Michel, 2000] |
2000 | |
Double je [Paris: A. Michel, 2002] |
2002 | |
Le passé n'oublie jamais [Paris: A. Michel, 2003] |
2003 |