Hoffmann und Campe |
Antoine Bello: Lobrede auf das fehlende Teil Info des Verlags Hoffmann und Campe: Es gibt den seriösen, nach Statuten organisierten Club der Puzzlelogen, eine Fachzeitschrift, es finden regelmäßig Wettbewerbe und Schnelligkeits-Weltcups statt. Ausführlich wird die Frage nach dem schwierigsten Puzzle der Welt erörtert, im Sportteil der New York Times stehen glanzvolle Geschichten über individuelle Höchstleistungen. Die Welt der Puzzlelogen teilt sich in Koloristen und Morphologen, so wie sie sich für andere in Kapitalisten und Kommunisten spaltet. Und es gibt einen Serienmörder, der die beiden Favoriten im Schnelligkeitspuzzlen ums Leben bringt. In geradezu überschäumender Erzähllust, mit souveräner Beherrschung der verschiedenen Genres, Tonlagen und Stilmittel entwirft Antoine Bello den fiktiven Kosmos der Puzzlelogen und schreibt en passant noch eine große Hommage an Citizen Kane. Letztlich haben ein Kriminalroman und ein Puzzle die gleiche Struktur: Es gilt, viele kleine, manchmal unscheinbare Teile zu einem Bild zusammenzufügen. 48 Kapitel hat dieser Roman, und kombiniert der Leser richtig, findet er - vielleicht - die Lösung: die Identität des Mörders, der die unfeine Art hat, seinen Opfern ein Gliedmaß abzuschneiden und davon ein Polaroid anzufertigen. Bello verbirgt seine Vorbilder nicht: Georges Perec und Vladimir Nabokov sind die Paten seines vergnüglichen, intelligenten Romans. Antoine Bello: Lobrede auf das fehlende Teil. (Éloge de la pièce manquante, 1998). Roman. Aus dem Französischen von Brigitte Grosse. Deutsche Erstausgabe. Hardcover mit Schutzumschlag, 285 S., 36.00 DM.
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