![]() ![]() ![]() |
![]() |
Frances Fyfield wurde am 18. November 1948 als Frances Hegarty in Derbyshire geboren. Nach dem Besuch von Klosterschulen studierte sie englische Literatur an der University of Newcastle upon Tyne und wechselte anschließend zur Juristerei. Sie arbeitete für die Metropolitan Police und später als Staatsanwältin bei der Crown Prosecution Service.
Ihr literarisches Debüt gab sie 1988 mit dem Kriminalroman »A Question of Guilt«. Im Mittelpunkt steht eine Londoner Staatsanwältin, die mit ihrem beruflichen Alltag und den komplexen moralischen Fragen des Justizsystems konfrontiert wird. Der Roman behandelt einen Mordfall, bei dem die Grenzen zwischen Schuld und Unschuld, Recht und Gerechtigkeit verschwimmen; ein psychologischer Krimi, in dem die Hauptfigur ein Geflecht aus persönlichen Beziehungen, seelischen Abgründen und gesellschaftlichen Vorurteilen durchdringen muss, das für sie selbst zu einer emotionalen Herausforderung wird.
»A Question of Guilt« ist der Auftakt zu einer kleinen Reihe um die Londoner Staatsanwältin Helen West. Die Helen-West-Reihe zeichnet sich durch psychologisch dichte Kriminalfälle aus, in denen die Grenzen zwischen Recht und Moral verschwimmen. Die Figur Helen West ist eine engagierte, intelligente und empathische Kronanwältin, die gegen bürokratische Widerstände und gesellschaftliche Tabus kämpft. Die Romane behandeln Verbrechen aus Leidenschaft, psychopathisch motivierte Manipulationen und gesellschaftliche Verlogenheit. Besonderes Augenmerk liegt auf Gewalt gegen Frauen und den Schwächen eines Justizsystems, in dem nur selten Gerechtigkeit durch das Gesetz hergestellt werden kann. An Helen Wests Seite steht mit Detective Superintendent Geoffrey Bailey ein erfahrener Ermittler, mit dem sie nicht nur beruflich eng zusammenarbeitet, sondern auch privat eine Beziehung aufbaut.
Mit ihrem zweiten Roman »Shadows on the Mirror« initiiert Frances Fyfield 1989 eine neue Serie. Im Mittelpunkt steht die Londoner Anwältin Sarah Fortune, eine junge Frau mit Hang zur Selbstgefährdung. Nach dem Tod ihres untreuen Ehemanns entwickelt sie ein unkonventionelles Privatleben: Sie wird zur "generous mistress" für einsame Männer, was ihr emotionale Erfüllung und Kontrolle verschafft. Ihr attraktives Äußeres und ihre markanten roten Haare machen sie zum Ziel obsessiver Verehrer. Ihre Beziehungen sind kurzlebig und funktional, da sie emotionale Bindungen meidet. Im Gegensatz zu klassischen Ermittlerfiguren löst Sarah Fortune ihre Fälle nicht systematisch, sondern wird in sie hineingezogen - sei es durch Zufall oder persönliche Verstrickungen. Wiederkehrende Motive: Doppelgängerinnen, Geisterfiguren und die Dialektik von Opfer- und Täterrollen. Fyfields psychologischer Ansatz macht die Figur zur Antiheldin - Sarah Fortune ist weder identifikationsstiftend noch moralisch klar verortbar, sondern eine Studie in Widersprüchen.
Eine weitere Reihe bilden die drei Bände um Diana Porteous, die (noch) nicht ins Deutsche übersetzt wurden. Diana "Di" Porteous ist eine junge Witwe mit krimineller Vergangenheit: Als ehemalige Diebin lernte sie ihren deutlich älteren Ehemann Thomas Porteous kennen, als sie sein Haus ausrauben wollte. Nach einer kurzen, aber glücklichen Ehe erbt Diana seine wertvolle Kunstsammlung - und muss sich gegen seine geldgierige Familie durchsetzen. Die Romane folgen Diana, die zwischen ihrer Liebe zur Kunst und ihrer zwielichtigen Vergangenheit balanciert. Immer wieder wird sie in Diebstähle und Intrigen verwickelt, während sie versucht, das Erbe ihres Mannes zu bewahren. Die Romane verbinden psychologische Spannung mit moralischen Grauzonen und einer ungewöhnlichen Protagonistin.
Fyfields Kriminalromane - auch ihre Standalones - zeichnen sich durch ihre psychologische Tiefe und eine oft düstere Atmosphäre aus. Im Zentrum stehen meist isolierte Figuren, deren Sehnsucht nach privatem Glück und Sicherheit durch äußere Bedrohungen zerbricht. Die Autorin wirft einen Blick hinter die scheinbar stabilen Fassaden. Gewalt entsteht nicht durch klassische Bösewichte - "I don't believe in evil", so Frances Fyfield -, sondern aus einer traumatischen Vergangenheit oder und toxischen Bindungen: obsessive Liebe, familiäre Rache, manipulierte Abhängigkeit. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Tätern (und Täterinnen) und Opfern. Fyfield erkundet in ihren Romanen die Frage, wie viel Kontrolle ein Mensch wirklich über das eigene Leben hat. Ihre Romane sind keine Whodunits, sondern literarische Studien über die Zerbrechlichkeit von Sicherheit und die unberechenbare Natur der menschlichen Psyche.
Frances Fyfields Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und mit mehreren Auszeichnungen prämiert, darunter den Silver Dagger und den Duncan Lawrie Dagger der Crime Writers' Association. Ihr Schreiben wird besonders für psychologische Tiefenschärfe, atmosphärische Dichte, sozialkritische Nuancierung und ambivalente Figuren gelobt. Kritisch hingegen werden gelegentliche stilistische Schwächen in Dialogen und Metaphern sowie komplexe, teils überkonstruierte, multiperspektivische Plots gesehen, die die Lektüre ihrer Bücher nicht immer zugänglich machen.
Frances Fyfield lebt und arbeitet überwiegend in London. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit war sie lange auch als Radiomoderatorin aktiv und machte etwa auf BBC Radio 4 "Tales from the Stave" - eine Radiosendung, in der die Geschichten hinter berühmten Musikmanuskripten, Partituren und Libretti erforscht werden.
Helen West-Romane: | ||
A Question of Guilt [London: Heinemann, 1988] [New York: Pocket Books, 1989] |
1988 |
Dieses kleine, tödliche Messer [München: Goldmann, 2003] [München: dtv, 1992] |
Trial by Fire [London: Heinemann, 1990] [New York: Pocket Books, 1990 unter dem Titel »Not That Kind of Place«] |
1990 |
Feuerfüchse [München: dtv, 1991] |
Deep Sleep [London: Heinemann, 1991] [New York: Pocket Books, 1992] |
1991 |
Tiefer Schlaf [München: dtv, 1994] [Hamburg: Hoffmann und Campe, 1991] |
Shadow Play [London: Bantam, 1993] [New York: Pantheon Books, 1993] |
1993 |
NachtAngst [München: Goldmann, 1993] [Hamburg: Hoffmann und Campe, 1993] |
A Clear Conscience [London: Bantam, 1994] [New York: Pantheon Books, 1995] |
1994 |
Ein reines Gewissen [München: btb bei Goldmann, 2001] [München: Goldmann, 1998] [Hamburg: Hoffmann und Campe, 1996] |
Without Consent [London: Bantam, 1996] [New York: Viking, 1997] |
1996 |
Gegen ihren Willen [München: Goldmann, 1999] [Hamburg: Hoffmann und Campe, 1997] |
Sarah Fortune-Romane: | ||
Shadows on the Mirror [London: Heinemann, 1989] [New York: Pocket Books, 1991] |
1989 |
Schatten im Spiegel [München: Goldmann, 2003] [München: dtv, 1991] |
Perfectly Pure and Good [London: Bantam, 1994] [New York: Pantheon Books, 1994] |
1994 |
Roter Rausch [München: btb bei Goldmann, 2000] [München: Goldmann, 1996] [Hamburg: Hoffmann und Campe, 1994] |
Staring at the Light [London: Bantam, 1999] [New York: Viking, 2000] |
1999 |
Bruderkuss [München: Goldmann, 2002] [Hamburg: Hoffmann und Campe, 2000] |
Looking Down [London: Little, Brown, 2004] [New York: Witness Impulse, 2014] |
2004 |
Rabenbrut [Hamburg: Hoffmann und Campe, 2006] |
Safer than Houses [London: Little, Brown, 2005] |
2005 | |
Cold to the Touch [London: Sphere, 2009] [New York: Witness Impulse, 2013] |
2009 |
Diana Porteous-Romane: (1) | ||
Gold Digger [London: Spere, 2012] [New York: Witness Impulse, 2014] |
2012 | |
Casting the First Stone [London: Sphere, 2013] |
2013 | |
A Painted Smile [London: Sphere, 2015] |
2015 |
(1) In den unendlichen Weiten des WWW findet sich noch ein vierter Band, »Welcome the Stranger«, angeblich von 2017. Das Buch lässt sich aber nicht wirklich nachweisen. Vielleicht war der Titel mal angekündigt, erschienen ist er aber nicht.
Andere: | ||
Blind Date [London: Bantam, 1998] [New York: Viking, 1998] |
1998 |
Blind Date [München: Goldmann, 2001] [Hamburg: Hoffmann und Campe, 1999] |
Undercurrents [London: Little Brown, 2000] [New York: Viking, 2001] |
2000 |
Dunkle Strömung [München: Goldmann, 2003] [Hamburg: Hoffmann und Campe, 2001] |
The Nature of the Beast [London: Little Brown, 2001] [New York: Witness Impulse, 2013] |
2001 |
Ein böser Verdacht [München: Goldmann, 2004] [Hamburg: Hoffmann und Campe, 2002] |
Seeking Sanctuary [London: Little Brown, 2003] [New York: Witness Impulse, 2014] |
2003 |
Nur wer frei von Sünde ist [München: Goldmann, 2006] [Hamburg: Hoffmann und Campe, 2004] |
The Art of Drowning [London: Little Brown, 2006] [New York: Witness Impulse, 2025] |
2006 |
Dunkles Wasser [Augsburg: Weltbild, 2008] |
Blood from Stone [London: Sphere, 2008] [New York: Witness Impulse, 2013] |
2008 |
Als Frances Hegarty: | ||
The Playroom [London: Hamish Hamilton, 1991] [New York: Pocket Books, 1991] |
1991 |
Im Kinderzimmer [München: Goldmann, 2003] [München: dtv, 1992] |
Half Light [London: Hamish Hamilton, 1992] [New York: Pocket Books, 1993] |
1992 |
Die falsche Madonna [München: Goldmann, 1995] [Hamburg: Hoffmann und Campe, 1993] |
Let's Dance [London, New York: Viking, 1995] |
1995 |
Feuertanz [München: Goldmann, 1998] [München: Bertelsmann, 1996] |
© j.c.schmidt, 1999 - 2025
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |